Jetzt schlägt’s 13

In tiefster Nacht wurde Lene von ihrem kleinen Bruder geweckt. „Ich hab komische Geräusche gehört,“ flüsterte er. Das Mondlicht schien nur schwach durch einen Schlitz in dem schweren Vorhang ihres Zimmers. Die Laternen auf der Straße waren schon längst gelöscht und so dachte Lene, dass Jolle nur schlecht geträumt hatte und sich nun im Dunkeln fürchtete. Lene versuchte einen Moment lang wach zu sein und in die St ille zu lauschen, aber als sie nichts hörte, außer Mamas gleichmäßigen
Atem, nahm sie Jolle in den Arm und meinte, dass es wohl nur wieder der Klabautermann wäre, der im Haus herumliefe. Und so beruhigte er sich wieder und beide schliefen ein.

Ihre Eltern hatten sie wohl irgendwann, nachdem sie eingeschlafen waren, in ihre Koje gebracht. Vielleicht hat ihre Mutter noch eine Weile an ihrem Bett gesessen und ist über die Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, müde geworden. Vielleicht wollte sie aber auch n ur wieder mal eine Nacht ganz nah bei ihren Kindern sein. Jedenfalls schlief auch sie im gleichen Zimmer, wenn auch in der Hängematte, die quer über dem Fußende des Kinderbettes gespannt war.

Als es am nächsten Morgen hell wurde und selbst die dicken Vorhänge an den Fenstern das Tageslicht nicht mehr verstecken konnten, schallte ein lauter Schrei aus dem Plumpsklo des kleinen schiefen Haus am Hafenende.

Was mag da geschehen sein?
„MAAAAAMIIIII, das Klopapier ist alle.“ Lene sprang aus dem Bett, um ihrem Bruder zu Hilfe zu kommen, der sich keine neue Rolle aus dem obersten Wandschrank nehmen konnte. Mama wollte sie schlafen lassen. Papa könne ja auch das Frühstück machen. Nach dem sie Jolle versorgt hatte, schlug sie ihm vor, Papa zu wecken. Sie nahmen den Pu tzeimer aus der Ecke, füllten ihn zur Hälfte mit kaltem Wasser gerade so, wie sie ihn noch heben konnten und stiegen die Treppe runter bis zu seinem Zimmer.

Was meint ihr, haben die beiden vor?
Die Tür stand offen. Sie schlichen auf Zehenspitzen (soweit das mit dem Eimer Wasser möglich war,) in das dunkle Zimmer. Aber den alten Pirat sahen sie nicht in seinem Bett liegen. „Schade um den Spaß,…“sagte Lene, „…gehen wir halt schauen, was er uns leckeres zum Frühstück zubereitet hat.“
Aber auch in der K üche war er nicht. Stattdessen sah es hier aus wie bei den Hottentotten. Alle Kisten und Schranke waren geöffnet und die vielen Sachen daraus lagen wild auf dem Boden herum. Dann fiel ihr Blick auf das große rotbefleckte Entermesser, mit dem jemand grob ei nen Fetzen Papier an der Küchentür befestigt hatte.

Das Rote war Kirschmarmelade. Jemand musste sich noch kurz zuvor ein Brot geschmiert haben. Lene riss den Zettel ab und las ihn vor. Auf ihm stand in krotzeligen Buchstaben:
Wir haben deinen Mann entführt
Lösegeld à Der Schatz von Nauduhsin.
Übergabe: heute Mittag auf meinem Schief und keine dummen Faksen,
gez. Old Knife Henry

„Das ist ja doof,“ fand Jolle, jetzt muss Mama auch wieder weg und keiner macht uns das Frühstück!“
Dieser Gedanke ließ auch Len e aufschrecken, und so liefen sie beide schnell nach oben, um endlich ihre Mama zu wecken. Glaubt mir, es war kein schönes Erwachen für Piratenmama Mara, als sie erfuhr, dass Old Knife Henry ihren Mann entführt hatte. Eine halbe Stunde schimpfte sie Berge der übelsten Flüche auf diesen Schuft. Die Beulenpest war da noch eins der harmlosen Sachen, die er bekommen sollte. Doch dann beruhigte sie sich und sagte:“ Gut! Sie wollen, dass ich mich für den
Schatz oder Papa entscheide, …
…aber, ich entscheide mi ch für den Schatz…

Wie bitte?
… ja, ich entscheide mich für den Schatz…
… und unsern Papa. Und ich habe auch schon eine Idee, wie wir das anstellen können.“
„Wir …“ dachte Lene, „hat sie wirklich ‚wir‘ gesagt?“ Ja das hatte sie. Und was hätte sie auch sonst sagen sollen? Sie konnte ja die beiden nicht einfach allein lassen oder bei der Nachbarin abgeben und sagen „Entschuldigung, können Sie vielleicht gerade mal auf meine Kinder aufpassen. Ich muss nämlich meinen Mann aus den Händen von Piraten be freien.“ Nein, sie musste sie mitnehmen. Sie kramte schnell ein paar Sachen zusammen und nahm die Kinder an der Hand. Dann gingen Sie kramte schnell ein paar Sachen zusammen und nahm die Kinder an der Hand. Dann gingen Sie — ohne ohne Frühstück, einzig und allein gestärkt von Tatendrang Frühstück, einzig und allein gestärkt von Tatendrang –– zur Tür hinaus.

Es war einer dieser Tage, an denen der Nebel gar nicht mehr zu verschwinden gedachte. Die Luft war gar nicht mehr zu verschwinden gedachte. Die Luft war so trüb, dass sie den Hafen am Ende der Gasse nicht mehr sehen konnten. Als sie angekommen so trüb, dass sie den Hafen am Ende der Gasse nicht mehr sehen konnten. Als sie angekommen waren lagen da ca. 20 Piratenschiffe eng aneinander gepackt, während immer noch weitere Schiffe waren lagen da ca. 20 Piratenschiffe eng aneinander gepackt, während immer noch weitere Schiffe von der See hevon der See her versuchten, in das Hafenbecken zu gelangen. Der Nebel trieb sie alle an Land. Jeder versuchte, in das Hafenbecken zu gelangen.

Jeder wollte schnell noch einen günstigen Anlegeplatz bekommen. Ganz vorne, in erster Reihe, lag Käpt’n wollte schnell noch einen günstigen Anlegeplatz bekommen. Ganz vorne, in erster Reihe, lag Käpt’n Old Knife Henrys Fregatte Old Knife Henrys Fregatte — zugeparkt durch einen mächtigen Viermaster. zugeparkt durch einen mächtigen Viermaster. Es herrschte gerade Es herrschte gerade Hochsaison auf Gran Pirata, dem SeeräuberHochsaison auf Gran Pirata, dem Seeräuber–Eiland. Für Mara kamen diese Umstände günstig. Sie Eiland. Für Mara kamen diese Umstände günstig. Sie hatte gestern die Black Mary vor dem Hafen ankern lassen und war ohne die Besatzung mit dem hatte gestern die Black Mary vor dem Hafen ankern lassen und war ohne die Besatzung mit dem Beiboot an Land gekommen.

Sie gingen jetzt schnurstracks auf Old Knife Henrys Schiff zu und als sie davor standen, pfiff Mara schnurstracks auf Old Knife Henrys Schiff zu und als sie davor standen, pfiff Mara einmal laut durch die Finger. „He, ihr da!“ rief sie den Piraten auf dem Schiff zu, „wenn ihr mir nicht einmal laut durch die Finger. „He, ihr da!“ rief sie den Piraten auf dem Schiff zu, „wenn ihr mir nicht sofort euren alten Knochen von Henry an Deck ruft, könnt ihr den Seejsofort euren alten Knochen von Henry an Deck ruft, könnt ihr den Seejungfrauen auf dem ungfrauen auf dem Meeresgrund beim Haare waschen zusehen!“ Eiligst taten sich die Piraten daran, ihren Käpt’n zu Meeresgrund beim Haare waschen zusehen!“ Eiligst taten sich die Piraten daran, ihren Käpt’n zu rufen und es dauerte nur ganze 2 Minuten, bis sie Old Knife Henry zu Gesicht bekamen.

Was meint ihr, was jetzt los war?
„Gib sofort meinen Mann raus, du mistige Feuerquallennase, oder ich säge dir dein Schiff in 2 Teile raus, du mistige Feuerquallennase, oder ich säge dir dein Schiff in 2 Teile –– aber der Länge nach!“ fauchte Mara ihn an. „Rück du erst den Schatz raus, du bartloses aber der Länge nach!“ fauchte Mara ihn an. „Rück du erst den Schatz raus, du bartloses Seeungeheuer!“ brüllte er zurück. Immer lauter wurde das Schimpfen und Fluchen, wobei nichSeeungeheuer!“ brüllte er zurück. Immer lauter wurde das Schimpfen und Fluchen, wobei nicht klar t klar war, wer von den beiden die schlimmeren Ausdrücke auf Lager hatte. Die Piraten auf den anderen war, wer von den beiden die schlimmeren Ausdrücke auf Lager hatte. Die Piraten auf den anderen Schiffen duckten sich und hielten sich aus dem Wortgefecht von Mara und Old Knife raus, Schiffen duckten sich und hielten sich aus dem Wortgefecht von Mara und Old Knife raus, — ja viele ja viele wagten es noch nicht mal, in Richtung der beiden zu schwagten es noch nicht mal, in Richtung der beiden zu schauen. Jolle fand, es stünde 5 : 3 für Mama, auen. Jolle fand, es stünde 5 : 3 für Mama, aber Lene gestand auch dem alten Seeräuber einige gelungenen Flüche zu. Irgendwann ließen die aber Lene gestand auch dem alten Seeräuber einige gelungenen Flüche zu. Irgendwann ließen die Schimpfwörter nach und es wurde sich auf einen Austausch per Beiboot vor der Hafeneinfahrt Schimpfwörter nach und es wurde sich auf einen Austausch per Beiboot vor der Hafeneinfahrt geeinigt. „Du lieferst den geeinigt. „Du lieferst den Schatz und ich bring deinen Mann. Du hast Zeit bis 13 Uhr.

Mara, Lene und Jolle bestiegen darauf hin ihr Ruderboot und verschwanden in der nebligen Hafenbucht. Schon bald kamen sie bei der Black Mary an. Mara gab den Befehl, die Kisten mit dem Hafenbucht. Schon bald kamen sie bei der Black Mary an. Mara gab den Befehl, die Kisten mit dem Schatz, in eSchatz, in einem Fischernetz eingepackt auf das Beiboot zu laden und mit einem sehr langen Tau zu inem Fischernetz eingepackt auf das Beiboot zu laden und mit einem sehr langen Tau zu versehen. Das andere Ende des Strickes wurde an der Reling des Schiffes befestigt. Dann gab sie das versehen. Das andere Ende des Strickes wurde an der Reling des Schiffes befestigt. Dann gab sie das Kommando zum Ankerlichten und Schiffklarmachen, stieg wieder in das klKommando zum Ankerlichten und Schiffklarmachen, stieg wieder in das kleine Boot. Dort schlug sie eine Boot. Dort schlug sie mit einer Axt ein kleines Loch in den Boden und verstopfte es gleich wieder mit einem Goldbecher mit einer Axt ein kleines Loch in den Boden und verstopfte es gleich wieder mit einem Goldbecher aus dem Schatz. Sie setzte sich, nahm die Paddel zur Hand und ruderte ein kurzes Stück in Richtung aus dem Schatz. Sie setzte sich, nahm die Paddel zur Hand und ruderte ein kurzes Stück in Richtung Hafen, gerade soweit, dass die Black Mary im Nebel verschwand.

Wisst ihr, was Mara plant?
Sie wartete eine ganze Weile, doch dann ertönte endlich die Hafenglocke. Sie schlug langsam und 13–mal. Aus dem Nebel sah sie nun zwischen den schwachen Umrissen der großen Schiffe ein kleines mal. Aus dem Nebel sah sie nun zwischen den schwachen Umrissen der großen Schiffe ein kleines RuderbRuderboot auf sie zukommen. An Bord erkannte sie einen dürren Piraten, der so aussah, als wenn er oot auf sie zukommen. An Bord erkannte sie einen dürren Piraten, der so aussah, als wenn er wochenlang nur die Reste von den Knochen hatte abnagen dürfen, Old Knife Henry wochenlang nur die Reste von den Knochen hatte abnagen dürfen, Old Knife Henry –– und ihren und ihren Mann, dessen Arme mit einem langen Strick am Körper gefesselt waren. DassMann, dessen Arme mit einem langen Strick am Körper gefesselt waren. Dass er so noch atmen er so noch atmen konnte, war schon ein Wunder. Auf seiner Schulter saß mit verbundenem Schnabel ein Papagei.

Auf seiner Schulter saß mit verbundenem Schnabel ein Papagei.
„Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, mach ich deinen Hintern mit einer netten Haifischfamilie bekannt, Old Henry“ brüllte Mara, als sie das sahbekannt, Old Henry“ brüllte Mara, als sie das sah. Gleich darauf hallten wieder gegenseitige . Gleich darauf hallten wieder gegenseitige Schimpftiraden bis in den Hafen hinein. Als beide Boote endlich nebeneinander lagen, kamen sie Schimpftiraden bis in den Hafen hinein. Als beide Boote endlich nebeneinander lagen, kamen sie überein, dass es besser wäre, den Schatz nicht durch ein Umladen zu gefährden. Das gleiche galt auch überein, dass es besser wäre, den Schatz nicht durch ein Umladen zu gefährden. Das gleiche galt auch für den Gefangenfür den Gefangenen mitsamt Papagei. Damit hatte Mara natürlich gerechnet. Sie löste unbemerkt en mitsamt Papagei. Damit hatte Mara natürlich gerechnet. Sie löste unbemerkt den Goldbecher im Rumpf ihres Bootes ein wenig und zog das Netz mit dem Schatz ein darüber. Dann den Goldbecher im Rumpf ihres Bootes ein wenig und zog das Netz mit dem Schatz ein darüber. Dann sprang sie leichtfüßig auf das andere Boot zu ihrem Mann. Gleichzeitig wechseltensprang sie leichtfüßig auf das andere Boot zu ihrem Mann. Gleichzeitig wechselten Old Henry und Old Henry und sein Rudermann in das Boot, in dem der Schatz lag. Schnell stießen sie sich mit dem Paddeln ab, sein Rudermann in das Boot, in dem der Schatz lag. Schnell stießen sie sich mit dem Paddeln ab, — nicht ohne sich noch einige Beleidigungen hinterher zu brüllen. Nach kurzer Fahrt konnten sie sich im nicht ohne sich noch einige Beleidigungen hinterher zu brüllen. Nach kurzer Fahrt konnten sie sich im Nebel nicht mehr sehen. Aber dafür konnteNebel nicht mehr sehen. Aber dafür konnte Mara schon die Black Mary sehen. Sie gab einen lauten Mara schon die Black Mary sehen. Sie gab einen lauten Pfiff von sich und legte mit dem Boot an. Schnell löste sie die Fesseln von ihrem Mann und dem Pfiff von sich und legte mit dem Boot an. Schnell löste sie die Fesseln von ihrem Mann und dem Papagei, der gleich mit Rufen anfing: „AAAAAAAAAngriff, entert den Kahn!“

„Den Schatz einholen“ gab Mara zu Befehl, während die Black Mary in den Wind drehte. Dann gingen u Befehl, während die Black Mary in den Wind drehte. Dann gingen sie und ihr Mann an Bord. Lene und Jolle kletterten aus den Wanten und sprangen ihnen an den Hals. sie und ihr Mann an Bord. Lene und Jolle kletterten aus den Wanten und sprangen ihnen an den Hals. „Mama, Papa, wir wollen endlich Frühstück haben „riefen sie.

Die 4 frühstückten an diesem nebligen Nachmittag in der Kapitänskajüte (das ist das große, bligen Nachmittag in der Kapitänskajüte (das ist das große, hochgelegene Zimmer mit den schönen Fenstern hinten am Schiff) und segelten mit Mann und Maus hochgelegene Zimmer mit den schönen Fenstern hinten am Schiff) und segelten mit Mann und Maus in Lene und Jolles erstes Abenteuer auf hoher See.

Ach so, ihr fragt euch bestimmt, wofür der Goldbecher, das Netz und das lange Seil waren er, das Netz und das lange Seil waren –und was und was mit Old Knife Henry und dem Schatz passierte. Ihr erinnert euch, dass Mara Piratenmama den Befehl mit Old Knife Henry und dem Schatz passierte. Ihr erinnert euch, dass Mara Piratenmama den Befehl gab, den Schatz einzuholen. Als sie das tat, passierte folgendes:

Die Black Mary begann von Gran Pirate fort zu segeln, 10 Piraten an Bord zogen außerdem zugleich an dem Seil. Das Seil zog sich stramm und tauchte aus dem Wasser auf … bis es an dem Fischernetz zog, … in dem der Schatz eingewickelt war.
Das führte dazu, dass da das kleine Ruderboot, das auf dem Weg in den Hafen war, plötzlich ruckartig zurückgezogen wurde.
Old Henry, der mit dem Rücken zu den Kisten saß, wurde durch den Ruck nach vorne geworfen und knallte genau auf den klapprigen Rudermann … der Becher in dem Leck am Boden löste sich … und da s Boot lief voll Wasser, während es weiter von Maras Schiff mitgezogen wurde.

Bald wurde der Schatz mit einem weiteren Ruck aus dem Boot gezogen und verschwand rasend schnell in Richtung Black Mary, wo er an Deck gehoben wurde. Old Henrys Paddelboot lief n och vor dem Hafen voll Wasser und kenterte. Der alte Haudegen und sein Kumpane mussten vorbei an den großen Schiffen in den Hafen schwimmen, und als sie endlich auf ihrem Piratenschiff ankamen, konnten sie nicht ablegen, weil sie zugeparkt waren. Käpt’n Ol d Knife Henry war an diesem Tag nicht mehr ansprechbar. Mara Piratenmama war ihm schon wieder mit dem Schatz der Naodusin entkommen.

Die Bären

Es war einmal…
… vor vielen, vielen Jahren, als es in Weilheim noch nicht so viele Straßen und noch überhaupt keine Autos gab. Da lebten in dem großen Gögerlwald viele wilde Tiere und zwei Bären.
Zu dieser Zeit gab es auch noch keine Autos und rund ums Gögerl gab es auch noch keine Häuser. Das einzige Haus weit und breit stand hier, die alte Mühle, in der ein fleißiger Müller und seine Familie wohnten.
Der Müller hatte ein großes Mühlrad gebaut, das mit dem Wasser des wilden Stadtbachs angetrieben wurde und es schwammen viele Fische in diesem Bach.
Diese zwei Bären, die im tiefen grünen Gögerlwald zwischen hohen Tannen in ihrer Höhle lebten, waren ganz wild nach Fischen und sie warteten jedes Jahr sehnsüchtig darauf, dass endlich die Lachsekamen, denn Lachse waren das Lieblingsfressen dieser zwei Bären und sie konnten nicht genug davon bekommen.
Eigentlich leben Lachse ja im Meer, aber einmal im Jahr kommen sie an den Platz zurück, an dem sie geboren wurden. Und so geschah es, dass die beiden Bären jedes Jahr aus dem Wald heraus kamen und sich am reißenden Stadtbach einen guten Platz zum Lachse fischen suchten.
Sie suchten lange nach diesem Platz, und schließlich fanden sie ihn auch. Es war genau hier hinter dem Haus des Müllers, dort wo der Bach heute noch ganz wild fließt. Am Anfang hatten der Müller und seine Familie große Angst vor den Bären, aber die wartete n ganz brav im Schatten unter dem
Baum bis die Lachse kamen.
Diese mussten einen weiten Weg vom Meer durch viele Flüsse und Seen schwimmen, bis sie endlich nach Weilheim kamen. Es waren jedes Jahr viele Lachse und unsere Bären konnten sich die fettesten aussuchen und sie fraßen so viel, bis sie fast platzten.
Und weil die Bären jedes Jahr an die gleiche Stelle am Bach kamen, genau dort, wo das große Mühlrad und das Haus des Müllers standen, haben die Menschen, diesem Haus einen ganz besonderen Namen gegeb en: die Bärenmühle.
Heute kommen die Bären nicht mehr hierher um zu fischen und Lachse gibt es auch keine mehr, aber wir können uns die Geschichte von den Bären, dem reißenden Bach und der Mühle erzählen und wer weiß … vielleicht kehren die Bären eines Tweiß … vielleicht kehren die Bären eines Tages ja wieder mal hier her zurück. Zurück zur Bärenmühle und zu unserem Kindernestbären, dem Franz.

Der alte Fäustling

Ein alter Mann ging durch den Wald. Es war finster, und überall lag Schnee. Der alte Mann ging durch den Winterwald, und hinter ih m drein lief sein kleiner Hund. Da verlor der alte Mann einen Fäustling, aber er merkte es nicht. Der kleine Hund merkte es auch nicht. Er schnappte nach einer Flocke Schnee, die vor seiner Nase herunterschwebte.
Der alte Mann und der kleine Hund gingen weiter durch den Winterwald, und der Fäustling blieb im Schnee liegen.
Eine Maus kam gelaufen, guckte den Fäustling an, der da im Schnee lag, und piepste: „Was ist denn das? Ein warmes Haus! Gerade recht für eine Maus!“
Und sie schlüpfte in den Fäustling.
Bald darauf kam ein Frosch. Er klopfte an den Fäustling und fragte: „Bitte sehr wohnt da wer? „Die Maus steckte den Kopf aus dem Eingang und sagte: „Hier wohnt das Mäuslein Seidennas. Und wer bist du?“ „Ich bin das Fröschlein Hüpfdurchsgras. Bitte lass dei ne Tür nicht zu!“
„Nur herein!“ sagte die Maus. „Dann sind wir zu zwei’n.“ Der Fäustling im Winterwald war groß genug für die Maus und den Frosch. Sie saßen drin und freuten sich, dass sie es warm hatten.
Nach einem Weilchen kam ein Hase daher und fragte:
„Bitte sehr wohnt da wer?“
„Das Mäuslein Seidennas, das Fröschlein Hüpfdurchsgras. Und wer bist du?“ „Ich bin der Hase Hoppelschnell. Lasst ihr mich bitte ein?“
„Komm herein, aber mach die Tür wieder zu!“
Ein Füchslein kam des Wegs daher, blieb vor dem Fäustling stehn und fragte: “ Bitte sehr wohnt da wer?“
„Das Mäuslein Seidennas, das Fröschlein Hüpfdurchsgras, der Hase Hoppelschnell. Und wer bist du?“
„Ich bin das Füchslein Goldenfell. Lasst ihr mich bitte „Komm herein, aber mach die Tür wieder zu!“
Jetzt saßen in dem Fäustling vier. Bald klopfte es wieder an die Tür. Ein Wolf stand draußen und fragte: „Bitte sehr wohnt da wer?“
„Das Mäuslein Seidennas, der Frosch hüpf durchs Gras, der Hase hoppelschnell, das Füchslein Goldenfell. Und wer bist du?“
„Ich bin der Wolf Silberpelz. Lasst ihr mich bitte ein?“
„Komm herein, aber mach die Tür wieder zu.“
Der Wolf kroch in den warmen Fäustling. Es war nicht mehr viel Platz, aber sie rückten alle zusammen und freuten sich, dass sie es warm hatten.
Und wieder kam jemand aus dem Winterwald und klopfte an das kleine warme Häuschen.
„Bitte sehr wohnt da wer?“ grunzte er.
„Das Mäuslein Seidennas, der Frosch Hüpfdurchsgras, der Hase Hoppelschnell, das Füchslein Goldenfell, der Wolf Silberpelz. Und wer bist du „Ich bin der Eber Borstenstelz. Lasst ihr mich bitte ein?“
„Das wird wohl nicht mehr gehen, der Fäustling ist zu klein!“
„Es ist so kalt, so viel Schnee im Wald. Wollt ihr, dass ich erfrier?“
„Nein, nein!“ sagten die Tiere. „Komm nur herein. Wir wollen uns noch ein bisschen zusammendrängen. Hoffentlich wirst du dickes Schwein unseren warmen kleine Fäustling nicht sprengen!“
„Aber nein!“ sagte das Schwein und kroch zu den anderen hinein.
Der Fäustling krachte schon in allen Nähten. Die Maus, der Frosch, der Hase, der Fuchs, der Wolf und der Eber die trauten sich nicht mehr zu niesen und kaum zu reden.
Da knackte und tappte es vor der Tür, und das war ein Bär.
„Bitte sehr wohnt da wer?“ brummte der Bär.
„Das Mäuslein Seidennas, der Frosch Hüpfdurchsgras, der Hase Hoppelschnell, das Füchslein Goldenfell, der Wolf Silberpelz, der Eber Borstenstelz. Und wer bist du?“
„Ich bin der Bär Dickundschwer. Lasst ihr mich bitte ein?“
„Der Fäustling kracht schon in allen Nähten, wir können nicht niesen und kaum mehr reden. Wir haben für dich kein Plätzchen mehr.“
„Rückt nur zusammen!“ sagte der Bär. „Soll ich als einziger draußen sein?“
Da ließen sie auch noch den Bären herein.
Inzwischen ging der alte Mann mit seinem kleinen Hund immer weiter durch den Wald. Plötzlich bemerkte er, dass er seinen Fäustling verloren hatte und sagte zu seinem kleinen Hund: „Ich habe meinen Fäustling verloren, wir müssen umkehren!“
Da kehrten sie um und suchten, und das Hündchen lief voraus. Und da fanden sie den Fäustling.
Er lag im Schnee und wackelte, als wäre jemand drin.
„Wauwauwauwauwauwauwauwau!“ bellte der kleine Hund.
„Bitte sehr wohnt da wer?“
Wie die Maus und der Frosch, der Hase und der Fuchs, der Wolf und der Eber und der Bär das hörten, sprangen sie aus dem Fä ustling heraus und machten, dass sie wegkamen. Der alte Mann aber bückte sich und hob den Fäustling auf und freute sich, dass er ihn wieder hatte.

Das Märchen vom Feuervogel

Es war einmal, so beginnen sie, alle Märchen dieser Welt – und auch unseres fängt so an …

Es war einmal ein junger Mann, er war hübsch und gescheit, aber leider ziemlich arm und ein furchtbarer Pechvogel. Das erklärt auch, warum er trotz wachen Verstandes immer noch so arm war. Aber er lebte sein Leben fröhlich und machte das Beste daraus.

Eines Tages war er wieder im Wald beim Holzsammeln. Da traf er eine alte Frau, und weil er ein gutes Herz hatte, trug er ihr Bündel heim und teilte auch noch seine Mahlzeit mit ihr. Beim Essen klagte er ein bisschen, dass er einfach so ein Pechvogel sei, und die alte Frau versprach ihm, dass sie ihm helfen würde.

Aus einer uralten Truhe holte sie drei wunderschöne bunte Federn heraus und eine Karte.

„Die habe ich jetzt schon eine Ewigkeit aufbewahrt, aber du bist der richtige für diese Aufgabe“, meinte sie.

Sie erklärte dem Jungen, dass die Federn vom Feuervogel sind und die Karte ihn zu einer wunderschönen Prinzessin führen würde. Ganz weit muss er dazu reisen über die sieben Bergen, durch den Märchenwald bis hin zum Glasberg am Ende der Welt. Da die Reise sehr gefährlich sei, werden ihm die Federn bei Gefahr helfen. Er müsse sie nur in die Luft werfen und „Feuervogel – hilf mir“ rufen.

Der Junge freute sich sehr, schnürte zuhause gleich sein Säckchen und machte sich auf den Weg. Er war sehr vorsichtig, so dass er unbeschadet von wilden Tieren und Räubern vorankam. So wanderte er Tage und Wochen immer der Sonne nach.

Doch eines Tages, als er es sich gerade in einer Höhle gemütlich gemacht hatte, hörte er ein lautes Holdern und Poltern und ein schrecklicher Riese stand vor ihm. Er rief: „Ich rieche Menschenfleisch, wie lange hab ich das schon nicht mehr gehabt, das wird ein leckeres Mahl!“

Und da half alles verstecken nichts, der Riese hatte unseren Jungen sehr schnell erschnuppert und gepackt. Der Junge drehte und wendete sich, aber die Not war groß, das wird wohl das Ende sein… doch halt, da fielen ihm zum Glück die Federn ein. Er klopfte seine Taschen ab – wo waren sie nur … in der rechten Hosentasche fand er sie, nahm eine, warf sie in die Luft und rief: „Feuervogel, hilf mir!“ Und mit lautem Getöse, Blitzen und Rauch erschien ein prächtiger riesiger Vogel. Der ergriff den Riesen und verschwand mit ihm in den Krallen über den Baumwipfeln auf Nimmerwiedersehen.

Nach diesem Schrecken schaute sich der Junge erst einmal in der Höhle um und stopfte seine Taschen voll mit Gold und Silber, die der Riese angehäuft hatte.

Nach weiteren Tagen war er dann fast am Ziel seiner Reise angelangt. Er sah das große Meer am Ende der Welt und davor den riesigen Glasberg.

Und dann sah er zu seinem Schrecken noch was: der Glasberg wurde von einem fürchterlichen Drachen bewacht, der spuckte Feuer und stank einen Kilometer gegen den Wind. Da half alles nichts, der Feuervogel musste noch einmal helfen!

Er warf eine neue Feder in die Luft und der Vogel erschien. Es gab einen erbitterten Kampf mit dem Drachen, ein Brüllen und Stampfen war das, doch am Ende siegte der Feuervogel und der Weg zum Glasberg war frei.

Am Fuße des Berges angekommen war wieder guter Rat teuer, der Berg war ganz glatt und kein Weg führte nach oben zum Schloss.

Aber unser Junge war ja ein pfiffiges Bürschchen und überlegte eine Weile. Dann holte er aus seinem Rucksack einen Kaugummi heraus, dann noch einen, und noch einen und noch einen. Nach und nach kaute er sie und klebte einen an den rechten Fuß, einen an den linken, einen an die rechte Hand und einen an die linke.

Und was soll ich sagen, es funktionierte, es war zwar anstrengend, aber nach und nach arbeitete sich der Junge nach oben.

Am Schloss angekommen machte er sich sogleich auf die Suche nach der Prinzessin, doch die war ganz arg zickig und wollte ihn nicht küssen und schon gar nicht heiraten, obwohl er sie befreit hatte. Sie versteckte sich sogar vor unserem Held. Da halfen kein Reden und kein Drohen, was sollte er jetzt machen?

Aber da fiel ihm die letzte Feder ein, er warf sie in die Luft und der prächtige Feuervogel stand im Zimmer. Er sah sich um, dann flatterte er zu der Prinzessin und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Da riss die Prinzessin die Augen auf und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie eilte auf den Jungen zu, küsste ihn und schon bald feierten sie Hochzeit.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute glücklich und zufrieden.

Doch was der Feuervogel der Prinzessin ins Ohr geflüstert hat, das werden wir wohl nie erfahren, oder hast du eine Idee?

Der kleine Schneemann Fips

Verwundert rieb sich Fips die Augen. War es Wirklichkeit oder können auch Schneemänner träumen? Doch, da sah er noch die Rücklichter hinter der Kuppe verschwinden. Das Auto war weg. Nun gut. Also sah sich Fips erst mal um.

Er stand auf einer Hofeinfahrt, und als er runter schaute wurde ihm schlecht. „Nee nee, das ist nichts für einen kleinen Schneemann wie mich“, sagte er sich, und setzte sich erst mal hin. Irgendwie konnte er es noch gar nicht glauben und überlegte noch mal wie alles kam.

Es war nicht der erste Schneefall in diesem Winter, doch die kleine Frederike war wie verzaubert. Bevor sie los fuhren, bettelte sie ihre Mutter an: „Bitte Mama, lass uns noch einen Schneemann bauen.“

Ihre Mama war gar nicht begeistert und wehrte ab: „Nein, das ist noch nicht genug Schnee. Komm, lass uns nach Hause fahren.“ „Mama, bitte …“

Frederikes Mutter konnte den bittenden Kinderaugen nicht widerstehen. Als sie sich umschaute, dachte sie bei sich, dass es für einen kleinen Schneemann reichen wird. Gemeinsam wurden die Kugeln gedreht und kleine Steinchen für das Gesicht gesucht. Den fertigen Schneemann setzten sie dann auf den Torpfosten. „Jetzt müssen wir aber los.“ Doch Frederike konnte sich nur schwer von dem Schneemann losreißen. „Aber Mama, was passiert mit dem Schneemann, wenn wir jetzt weg fahren?“ wollte sie noch wissen. „Er wird aufpassen, was hier so alles passiert, hm, und was dann passiert? Vermutlich wird irgendwann die Sonne kommen, die den Schnee schmilzt und dann ist auch der kleine Schneemann verschwunden.

„Mama,“ Frederike standen Tränen in den Augen, „ich will nicht, dass der Schneemann schmilzt.“ Kräftig an Mama gekuschelt überlegte sie, was denn sie noch für den Schneemann tun könnte, damit er nicht schmilzt. Schließlich bekam er noch einen Sonnenschutz aus Schnee gebastelt. Dann stieg Frederike zufrieden und beruhigt ins Auto und konnte nach Hause fahren.

In diesem Augenblick fing Fips kleines Schneemannherz zu pochen an. Das Schneemänner lebendig werden passiert nur ganz selten, müsst ihr wissen. Daher wunderte sich Fips auch ein wenig. Aber jetzt versuchte er das Beste aus der Situation zu machen. Es war abends, und vor der Sonne brauchte er sich erst mal nicht zu fürchten. Nur eine Möglichkeit von diesem Pfosten herunter zu kommen sah er noch nicht. Traurig setzte er sich hin und grübelte. Jetzt, wo er lebendig war, wollte er sich noch ein wenig in der Gegend umschauen.

Der kleine Schneemann hatte Glück. Die Sonnenstrahlen am nächsten Tag waren nicht stark genug um die Schneeflocken zu schmelzen. Eine Lösung, wie er von dem Pfosten runter kam, ergab sich durch Zufall.

Sigrun, Frederikes Tante, musste Schnee von dem Gehweg weg schaufeln. Als sie kurz im Haus war, um zu telefonieren, hatte sie die Schaufel an den Pfosten gelehnt. Fips rutschte schnell herunter und suchte sich ein Versteck. Diese Autos waren ihm unheimlich und er hatte ein wenig Angst vor fremden Menschen.

Ein Jahr später stupste Frederike ihre Mutter an: „Mama, wo ist wohl der Schneemann, den wir letztes Jahr gemacht haben?“ Ihre Mutter schmunzelte: „Weißt du, der kleine Schneemann ist lebendig geworden, nachdem wir weg gefahren sind. Und als er spürte, dass der Winter bald vorbei sein sollte, hat er sich auf den Weg in das Land gemacht, wo immer Schnee ist und wo alle Schneemänner leben.“ Frederikes Augen strahlten. „Wo liegt das Land, Mama?“ „Ich weiß es nicht. In dieses Land kann man nur reisen, wenn man ein Schneemann oder eine Schneefrau ist.“ „Oder ein Schneekind“, ergänzte Frederike und vertiefte sich wieder in ihr Spiel.

Warum die Giraffe einen langen Hals bekam

Vor gaaaanz langer Zeit hatte die Giraffe genau solch einen kurzen Hals wie alle anderen Tiere in Afrika. Sie knabberte nur unten an den Bäumen die Blätter ab, wie viele andere Antilopen. Auch die Beine waren viel kürzer. Es war eben ein ganz normales Tier und unterschied sich nur durch das fleckige Fell.

Eines Tages wurde der Giraffenmama ein besonders neugieriges Kind geboren. Diese junge Giraffe wollte einfach alles wissen: „Warum will der Löwe uns fressen?“ „Warum hat der Kudu solche gedrehten Hörner und die Oryxantilope solche spitzen Spieße?“ „Warum fressen wir Blätter und kein Gras?“

So ging es den ganzen Tag. Die arme Giraffenmama wusste schon gar nicht mehr, WIE sie alle Fragen beantworten sollte. Sie seufzte nur noch verzweifelt: „Wie kann man nur so viele dumme Fragen stellen!“

Die Giraffentanten dagegen liefen immer schnell weg, damit das kleine neugierige Giraffenkind ihnen nicht die tausend Fragen stellte. Da wurde das kleine Giraffenkind sehr traurig. Es ließ den Kopf hängen und lief betrübt in den Busch hinein.
Plötzlich sah es ein riesengroßes Tier mit einer langen Nase, eine Nase so lang, dass sie bis auf den Boden schlenkerte.

„Warum hast du solch eine lange Nase und warum bist du so groß?“ fragte das neugierige Giraffenkind. Der Elefant, so hieß das Tier mit der langen Nase, packte die Giraffe mit dem Rüssel am Ohr und zupfte es: „Frag nicht so dumm und lass mich in Ruhe!“ brummte der graue Riese.

Das Giraffenkind erschrak und lief schnell weiter. Bald begegneten ihm seltsame Tiere, die in einem Baum herumkletterten. „Warum klettert ihr auf dem Baum und warum habt ihr so komische Fingerbeine?“

Da sprang ihm ein Kletteraffe, ein Pavian war es, auf den Rücken und hielt sich an den Ohren fest und zupfte sie kräftig: „Du bist ganz schön frech! Und du stellst dumme Fragen!“ schimpfte der Affe. Dann sprang er herunter und die kleine Giraffe war froh, als sie den unbequemen Reiter los war. „Keiner von den Erwachsenen hat Zeit,“ seufzte die kleine Giraffe traurig. „Sie sagen alle nur, dass meine Fragen dumm sind. Dabei will ich doch nur alles lernen!“

Die kleine Giraffe schaute gar nicht, wohin sie lief. Plötzlich hörte sie seltsame Laute, die sie noch nie gehört hatte. „Was sucht denn eine Giraffe hier auf der Landebahn?“ fragten seltsame Tiere, die auf zwei Beinen liefen und bunte Felle anhatten. „Die hat sich wohl ganz schön verlaufen.“

Die kleine Giraffe blieb stehen, und schaute sich diese fremden Wesen neugierig an. Vor Staunen fiel ihr keine Frage ein, aber die seltsamen Wesen hätten die Giraffensprache bestimmt sowieso nicht verstanden, denn es waren Menschen.

„Wie bekommen wir die Giraffe bloß zurück zu ihrer Herde. Ob wir sie mit dem Hubschrauber transportieren können? Man müsste ihr dann einen Ledergurt umlegen, mit der wir sie hochheben können,“ unterhielten sich die Männer.

Die Giraffe hielt ganz still und staunte, als ihr ein Ledergürtel umgeschnallt wurde. Vorsichtig hob sich der Hubschrauber in die Höhe. Die Giraffe wunderte sich und streckte die Beine immer länger nach unten, damit sie bloß nicht den Boden unter den Füßen verlor.

Endlich ging es nicht mehr weiter und die Giraffe schwebte in der Luft. Der Hubschrauber machte eine Drehung und flog über die Bäume in die Wildnis. Bei der Drehung verrutschte – oh Schreck! – der Gürtel. Fast wäre die Giraffe abgestürzt, aber zum Glück verfing sich der Gürtel am Kopf.

Und was passierte da? Der Kopf zog sich langsam vom Körper weg und der Hals wurde lang und länger. Der Pilot merkte es gar nicht, denn er schaute nur, ob er die Giraffenfamilie finden könnte. Als er die Tiere mit dem gefleckten Fell sichtete, flog er tiefer und drehte wieder, damit er landen könnte. Da rutschte der Gürtel ganz ab, aber die Giraffe landete auf den langen Beinen und schaute weit über die Bäume dem Piloten fast ins Gesicht. Der Pilot machte mit dem Hubschrauber vor Schreck beinahe einen Purzelbaum.

Schnell flog er wieder zum Flugplatz zurück. Und die kleine Giraffe? Die war jetzt gar nicht mehr klein, sondern hatte laaaange Beine und einen gaaaaanz langen Hals. Sie knabberte oben am Akazienbaum die saftigsten Blätter.

„Seht ihr?“ sagte die nun große Giraffe und guckte auf ihre Familie hinunter. „Wenn man neugierig ist und alles wissen möchte, dann wird man irgendwann größer als die Kinder, die nichts lernen möchten. Ich kann jetzt alles sehen, auch den hungrigen Löwen. Ich kann schnell laufen und ich bin besser als alle dummen Giraffen.“

Da guckten sich die anderen Giraffen erst ziemlich blöd an. Dann zogen und hoben sie sich und halfen einander, bis sie auch über die Bäume gucken konnten. Sie reckten ihre Hälse, damit sie an die obersten Blätter knabbern konnten, und sie streckten die Beine, damit sie noch höher wurden.

Ja, und nur wegen der kleinen neugierigen Giraffe haben wir heute große und schlaue Giraffen.

Kater Kasimir will umziehen

Laura war an diesem Morgen wirklich gaaanz schrecklich mies gelaunt. Die Sonne schien nicht, der Himmel war dunkel und wolkenverhangen, deshalb konnte sie auch nicht ihr neues pinkfarbenes blümchengemustertes Sommerkleid anziehen.

Missmutig zog sie eine Jeans und einen Pullover an, als sie plötzlich sah, dass ihr Kater Kasimir wohl in der Nacht mit einer ihrer Lieblings-Barbiepuppen „gespielt“ hatte, die scharfen Krallen hatten das Kleid völlig verschmutzt und zerrissen, Haare waren ausgerissen und einer der Plastikschühchen fehlte.

„KASIMIR…..“, brüllte Laura wütend, „…, alles machst Du mir kaputt, ich wünschte, du wärst gar nicht mehr hier!“ Dann ging Laura sauer aus dem Zimmer, um sich auf den Schulweg zu machen.

Natürlich hatte sie das Gesagte gar nicht so gemeint und nur aus der schlechten Laune heraus gesagt, aber Kasimir war zutiefst beleidigt. Als Lauras Mama zum Einkaufen ging, schlüpfte er an ihr vorbei durch den Türspalt und stand kurz darauf im Freien. Beleidigt und bockig strolchte er durch die Straßen, bis er schließlich am Zootor stand.

Neugierig schaute er sich um und dachte: „Hier ist es toll, soooo viele Tiere leben hier, ich schau mich mal um, wenn Laura mich nicht mehr haben will, kann ich vielleicht hier wohnen.“

Am ersten Käfig blieb er stehen. Hier tobten viele Affen herum und luden ihn ein, bei ihnen zu bleiben. Eine Viertelstunde tobte Kasimir mit den Affen herum, stülpte sich Pappkartons über den Kopf und hangelte sich an Lianen durch den Käfig. Aber ewig nur spielen und herumtoben fand er dann auf Dauer doch zu langweilig und verabschiedete sich von den lustigen Äffchen.

Am nächsten Gehege war viel Wasser zu sehen, hier wohnten Seehunde und Pinguine.

„Komm zu uns“, luden ihn die Tiere ein, „wir toben den ganzen Tag im Wasser herum, spritzen uns nass und plantschen, außerdem bekommen wir täglich viele Fische zu fressen.“ Na ja, die Fische waren schon sehr verführerisch und Kasimir leckte sich das Mäulchen, aber da Katzen ja allgemein sehr wasserscheu sind, zog er schweren Herzens weiter.

Das nächste Gehege war das Zuhause der Raubkatzen. „Komm schon rein“, lockte ihn ein Löwe, „wir sind doch Artgenossen.“, aber der Anblick der vielen Tiger und Löwen mit den spitzen Zähnen verängstigte Kasimir doch sehr. Nein, hier wollte er auch nicht bleiben.

Bei den Giraffen sah es wirklich gemütlich aus und Kasimir schlüpfte durch den Zaun zu den freundlich dreinblickenden Tieren. Als er nach einer Weile Hunger und Durst bekam, bemerkte er, dass die Wassereimer und Futtertröge ganz hoch oben am Zaun aufgehängt waren, damit die Giraffen mit ihren langen Hälsen auch gut daran kamen. „Hier würde ich ja verhungern und verdursten“, dachte Kasimir, verabschiedete sich und zog weiter.

„Töröööööö“, hörte er auf einmal und stand direkt vor dem Zuhause der Elefanten.

„Vielleicht kann ich ja bei euch wohnen“, sagte er zu dem netten Elefanten, der sich gerade mit Hilfe seines Rüssels eine Dusche verpasste. Leider waren die Elefanten doch sehr groß und obwohl sie versuchten, sehr vorsichtig zu sein, wäre Kasimir beinahe zweimal unter den großen Elefantenbeinen zertrampelt worden. Nein, hier war es viel zu gefährlich für ihn.

Mittlerweile hatte Kasimir auch schlimmes Heimweh, er vermisste Laura, sein Katzenkörbchen und sein leckeres Futter.

Als er wieder vor dem Zootor stand, hörte er plötzlich jemanden laut rufen: „Kaaaaaaaasimiiiiiiiiir, Kaaaaaaaaaaaasimiiiiiiiiir!!“ Er entdeckte Laura, die laut rufend und sehr verweint durch die Straßen zog, um nach ihm zu suchen.

Als sie ihn entdeckte, war die Freude riesengroß. „Gut, dass ich dich gefunden habe, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Es tut mir sooooo leid, was ich heute Morgen zu dir gesagt habe. Es war ja gar nicht böse gemeint, ich hab dich ganz doll lieb.“

Glücklich ließ sich Kasimir von Laura nach Hause tragen, ließ sich mit Katzenleckerlis von ihr verwöhnen und schlummerte dann friedlich in seinem Katzenkörbchen ein.

Ohne Kunterbunt geht es nicht
Ein farbloser Tag

Guten Quark liebe Freunde. Hier bin ich wieder, die Ente Quark.

Könnt ihr mich hören? Ich hoffe, ihr könnt mich hören, denn wenn ihr mich nicht hören könnt, wisst ihr ja gar nicht, dass ich da bin. Denn sehen könnt ihr mich heute nicht, weil wir uns alle nicht sehen, weil es nämlich heute ein farbloser Tag ist.

Kunterbunt, unser Papagei, bemalt jeden Tag unser Quarkland, wenn die Sonne aufgeht. Aber ich denke, der Kunterbunt ist heute mit dem falschen Fuß aufgestanden und darum ist heute die Farbe los.

Ja, ihr habt schon richtig gehört, die Farbe ist los. Sie ist weg. Verschwunden. Wir dachten zuerst, sie sei vielleicht bei Wegda, dem Hamster, denn der hat ja normaler Weise alles, was verschwunden ist, aber die Farbe hat er nicht. Sie ist einfach weg.

Wer stupst mich denn da an?

„Na, wer wohl? Der extrabeste Stupser des gesamten Quarklandes. Der extragute und heute auch extrablasse Hüpfer und Quarker.“ Also, es ist unser Frosch Plappermaul. Mein bester Freund. „Hallo“, sage ich in eine Richtung, in der ich den Frosch vermute. „Schlaufux hat beschlossen, wir treffen uns beim Magnich!“, quakt Plappermaul und ich höre ihn schon wieder weg hüpfen.

Quarklandpost

Also, die Farbe ist los.

Kunterbunt ist mit dem falschen Fuß aufgestanden und plötzlich war keine Farbe mehr da. Einfach keine. Einfach nichts. Wir stehen jetzt im Nichts, sehen nichts, sind nichts und irren ganz aufgeregt im Quarkland herum.

Flatterflott, unsere Brieftaube will nun alle unsere Freunde zu einer Besprechung zusammen rufen, aber sie hat heute damit wirklich keine leichte Aufgabe.

Jemanden im Quarkland zu finden, ist sowieso nicht einfach und dann noch jemanden zu finden, den man nicht sieht, ist noch viel schwerer. Außerdem hat sie heute auch ihren blauen Expressschal nicht gefunden, den sie immer verwendet, wenn es besonders dringende Nachrichten für uns Quarklandbewohner gibt.

„Au, mit wem bin ich denn jetzt zusammen gestoßen?“, höre ich Flatterflott sagen. Ich kann leider nicht antworten, weil mich gerade jemand umgeworfen hat und sich mein Schnabel in den Boden gebohrt hat. Und da fällt Flatterflott auch noch über mich drüber. „Kann die denn die Augen nicht aufmachen?“, frage ich mich bevor mir einfällt, dass das ja heute gar nichts nützt. Ich schraube meinen Schnabel aus dem Boden. „Hallo, Flatterflott!“, schnattere ich. „Ich weiß schon, wir treffen uns beim Magnich!“.

„Ja, ich glaube, es sind schon fast alle dort!“, hör ich Flatterflott schnattern, doch sie läuft schon wieder weiter.

Alle sind da Flatterflott hat mir ja gesagt, dass schon fast alle beim Magnich angekommen sind. Dann werde ich mich jetzt auch auf den Weg dorthin machen. Ein Treffen beim Magnich ist immer gut, denn der Magnich mag ja selbst nirgends hingehen. Der sagt immer nur „Nein“, wenn man ihn was fragt, aber er ist trotzdem mein bester Freund.

So, ich glaube, ich bin jetzt bald da. Da werde ich doch gleich mal Nachfragen:

„Bin ich schon da?“ „Nein!“, höre ich da den Magnich sagen und da freue ich mich natürlich darüber, denn wenn der Magnich da ist, dann bin ich auch da.

„Ist sonst noch jemand da?“, frage ich. „Nein!“, sagt der Magnich. „Ja!“, „Ja!“, „Ja!“, „Ja!“, „Ja!“, „Ja!“, sagen der Stärkebär, das Geldschwein, der Frosch Plappermaul, die Schokokuh, das Eichhörnchen, und Schlaufux.

Hm… das macht mich jetzt nachdenklich. Wem soll ich jetzt glauben? Aber da erinnere ich mich, wie die Kinder das machen würden. Ich weiß nämlich viel über die Kinder und drum weiß ich auch, was die jetzt machen würden. Die Kinder würden jetzt eine Frage stellen, die nur jemand beantworten kann, der auch wirklich da ist. So, ich frag jetzt mal: „Schlaufux, weißt du, wie viel 27 mal 25 ist?“.

„Ja!“, sagt Schlaufux. Na also, ich wusste es doch. Denn im ganzen Quarkland weiß nur Schlaufux wie viel 27 mal 25 ist. Also sind die anderen doch schon da.

Ach nein, es fehlt ja noch jemand. Rehgenbogen, das heldenhafte mutige Reh, das vor keiner Gefahr zurück schreckt. Das wird sich sicherlich fürchten. Es ist mein bester Freund und ich mache mir schon große Sorgen.

Da spüre ich, wie neben mir etwas zittert. „Rehgenbogen, bist du das?“, frage ich erschrocken. „Ach, ich weiß nicht!“, antwortet das Rehlein. Für ihn ist das alles noch viel schlimmer, als für uns. Rehgenbogen hat ja sogar Angst, wenn es sieht, wovor er Angst haben kann. Wenn er dann nicht sieht, wovor er Angst haben kann, muss er ja vor allem Angst haben. Der Stärkebär und die Schokokuh stellen sich dicht neben das Reh, so dass es gut geschützt ist und schön langsam zu zittern aufhört.

Fliegt da wer?

Da hören wir Flügelschläge über uns. Sind das die beiden Möwen? „Platsch!“ macht es. Irgendetwas Nasses ist auf mich getropft. Was ist geschehen?

Ich mache die Augen auf und sehe wieder was. „Seht ihr auch, was ich sehe?“, frage ich die anderen.

„Ja!“, sagen alle. Einer sagt „Nein!“. Blitzblau von oben bis unten und von vorn bis hinten sind wir. Der Himmel ist blau, und der Boden ist auch blau. Aber sehen tun wir trotzdem nicht mehr. Zumindest blau sehen wir.

Hm, aber da fehlt doch noch jemand. Ach ja, die beiden Schafe Fauli und Schauli. Aber das ist normal, die kommen sicher noch. Fauli trödelt immer so lange und Schauli vergisst unterwegs immer, wo sie überhaupt hingehen. Und bis Fauli erklärt hat, wo sie hingehen, und Schauli es verstanden hat, vergeht immer viel Zeit.

Die beiden Möwen sind auch noch nicht…. ach, ich höre sie schon. Sie heulen ganz laut. Oje, wahrscheinlich finden sie den Weg nicht.

Das Geldschwein hat eine gute Idee. Das Eichhörnchen soll auf die Schokokuh hüpfen und nach den Möwen Ausschau halten. Es ist wirklich nicht leicht, auf jemanden zu hüpfen, den man nicht sieht, weil alles blau in blau ist. Aber das Eichhörnchen hat es geschafft. „Siehst du etwas?“, fragt die Schokokuh. „Nein, einstweilen noch nicht!“ piepst das Eichhörnchen. „Wartet, ich hebe euch noch höher!“, sagt der Stärkebär und ist ziemlich stolz darauf, dass er so stark ist, beide in die Höhe zu heben.

Krach!

Was war das jetzt? „Ah, oh!“, „Aua!“, „Huhuhuhu!“, „Huhuhuhuhuhuhuhuhu!“

Ach, so ist das. Die beiden Möwen sind direkt in die Schokokuh und das Eichhörnchen geflogen und jetzt ist der ganze Turm umgefallen.

Naja, zumindest sind jetzt alle da. Der Kunterbunt hat blau gemacht.

Da hören wir auch schon Flatterflott, die ganz außer Puste zu uns watschelt. „So, ich habe es allen gesagt!“, schnattert sie.

Jetzt sind wir also alle da.

Nur Wegda ist nicht da, aber er bleibt lieber in seiner Höhle bei den Bürsten für Rechtshänder und den Brillen für Linksäugler.

„Ich darf euch also alle sehr herzlich begrüßen zu unsrer heutigen Extrasitzung…“,

„Wo ist eigentlich der Kunterbunt?“, unterbricht Schlaufux unseren Frosch Plappermaul.

Ach ja, der Kunterbunt. Er fehlt uns noch. „Dem hab ich es aber auch gesagt!“, hören wir Flatterflott beleidigt schnattern.

„Vielleicht hat er heute mal blau gemacht!“, überlegt Schlaufux.

„Was soll das heißen, blau gemacht?“, fragt das Geldschwein.

„Das heißt, dass der Kunterbunt heute einfach alles blau gemacht hat!“, erkläre ich. Das war also der blaue Platsch vom Himmel.

„Und was ist mit der übrigen Farbe?“, fragt Rehgenbogen ganz leise.

„Vielleicht will er die heute nicht!“ sagt Schlaufux.

Plappermaul sieht rot

Also, alles ist blau.

Der Kunterbunt will heute nicht. Er macht heute einfach blau.

Da fängt Plappermaul schon zu quaken an. „Das ist ja eine extragroße Frechheit! Einfach nicht zu bunten! Wir wollen ein schönes Quarkland! Ein buntes Quarkland. Wir wollen braune Kühe, rosa Schweine, gelbe Enten, und vor allem grüne Frösche.“ Plappermaul quakt und schnattert ganz aufgeregt und da sehen wir plötzlich eine rote Kugel. Nein, es ist keine Kugel. Es ist der Kopf von Plappermaul. Einen ganz roten Kopf hat er bekommen, weil er so viel geschimpft hat. Das sieht aber lustig aus. Dafür bekommt Plappermaul jetzt einen extragroßen Applaus.

Plappermaul bemerkt seinen roten Kopf und wird gleich noch röter, weil er ja eigentlich ein grüner Frosch sein soll und kein roter. Aber wir sehen jetzt, wo Plappermaul ist.

Da trotten zwei Schafe daher. Das heißt, ich denke, es sind zwei Schafe, denn sehen tu ich nur eines. Ein schwarzes. Ein schwarzes? Wir haben doch kein schwarzes Schaf? Aber es ist eindeutig Schauli – nur ist es eben schwarz. „Wo ist denn Fauli?“, fragen wir. „Hier… bin… ich!“, sagt eine langsame Stimme aus dem Blau heraus. Also, es sind zwei Schafe. Und eines davon ist schwarz. „Auf einmal war ich schwarz!“, schnieft Schauli traurig. „Erst war ich nichts, dann war ich blau und jetzt bin ich schwarz!“ „Da will dich wohl jemand anschwärzen?“, meint Schlaufux besorgt. Wir schauen uns nur groß an. Das haben wir jetzt nicht verstanden. Aber das ist egal, denn Kinder verstehen auch nicht immer alles.

Es platscht weiter.

Plötzlich platscht es wieder und wir sehen einen grünen Schnabel.

Ich stupse mal neben den Schnabel und spüre ein paar Federn. „Bist du ein Grünschnabel?“, frage ich.

„Nein, ich bin doch Flatterflott!“, schnattert Flatterflott empört.

So kann das nicht weiter gehen, beschließen wir.

Wir müssen den Kunterbunt finden und er muss uns wieder ordentlich Farbe ins Leben bringen, sonst ärgern wir uns alle noch grün und blau…. Ach ja, blau sind wir ja schon.

Rehgenbogen steht noch immer neben der Schokokuh und hat wieder zu zittern begonnen. „Ich weiß gar nicht, ob mein Busch noch da ist, denn ich sehe ihn nicht!“, flüstert Rehgenbogen ganz vorsichtig. Unser Reh, das vor keiner Gefahr zurück schreckt, hat es gern, wenn ein Busch in seiner Nähe ist, denn da kann es sich dann ein bisschen dahinter verstecken, falls es Angst bekommen sollte. Plötzlich platscht es wieder und wir hören einen quietschenden Schrei. „Uaah!“. Und an der Stelle, wo vorhin Rehgenbogen stand, steht ein rotes, zitterndes Etwas. Jetzt erkenne ich es, es ist immer noch unser Rehgenbogen. Er ist rot. Von oben bis unten. „Du bist ja ein Rotwild!“, lacht der Stärkebär. „Wild?“, fragt Rehgenbogen sehr schüchtern. „Ich bin nicht wild!“.

Natürlich ist Rehgenbogen nicht wild. Das wissen wir alle. Vielleicht meint der Stärkebär ja „Rotwald“. Das kann ich mir gut vorstellen, denn der Busch von Rehgenbogen ist auch rot. Also, Rehgenbogen ist im Rotwald.

Eine weiße Weste

Schauli ist ein schwarzes Schaf, Flatterflott ist ein Grünschnabel und Rehgenbogen ist im Rotwald. Plötzlich fliegt etwas Weißes über unseren Köpfen. „Wisst ihr was das ist?“, fragt unser extrablauer Ansager mit dem roten Kopf. „Nein!“, antwortet der Magnich sofort.

Und jetzt erkennen wir es. Es ist eine weiße Weste. „Ich wusste nicht, dass weiße Westen fliegen können.“, sagte der Stärkebär.

„Die Weste kann nicht nur fliegen, nein sie begibt sich auf den Landeanflug und scheint hier zu landen. Ja, sie streckt ihre Beine aus und …. sie ist gelandet. Ich bitte um einen extragroßen Applaus für die weiße Weste!“, quakt Plappermaul. Aber keiner klatscht. Alle starren auf das weiße Ding.

Es bewegt sich und jetzt hat es sogar noch einen Schnabel. Da schlüpft auch schon der Kunterbunt aus der Weste. Er ist nicht blau. Er sieht aus, wie immer. Ich freue mich, dass Kunterbunt jetzt hier ist. Er ist nämlich mein bester Freund.

Plappermaul beginnt gleich, ihn zu begrüßen: „Lieber Freund Kunterbunt. Es ist uns eine große Ehre, dass Du uns hier aufsuchst. Wir hatten schon Bedenken, dass wir Dich nicht finden würden. Ich bitte gleich einmal um einen großen Applaus für unseren Kunterbunt!“. Alle klatschen. „Und ich bitte in aller Bescheidenheit um einen noch größeren Applaus für den besten Ansager im Quarkland, der eine so schöne Begrüßung für den Kunterbunt gemacht hat!“ Wir alle klatschen, denn klatschen finden wir toll. Kinder klatschen auch gerne, wenn es etwas zu klatschen gibt. „Wir würden gerne wissen, ob Du weisst, was heute mit der Farbe im Quarkland los ist?“, fragt Plappermaul endlich.

Was dem Kunterbunt passiert ist

Wir wollen wissen, was mit der Farbe im Quarkland passiert ist und starren alle auf den Kunterbunt.

„Ich bin mit dem falschen Fuß aufgestanden!“, meint der Kunterbunt. „Ja, hast Du Dir die Füße nicht mit Goldfarbe bemalt, so dass jeder Fuß goldrichtig ist?“, fragt die Schokokuh ungläubig.

„Nein, ich habe heute Morgen drauf gesessen und schon ist es passiert.

Alle Farben waren weg und ich konnte sie nicht finden.“ „Ich habe überall gesucht und gesucht und dann habe ich Blau gefunden. Ich dachte, Blau ist besser als nichts, was sagt ihr?“ „Nein!“, meint der Magnich. Sehr überzeugt sind wir anderen auch nicht, aber wir wollen gern wissen, wie es weiter geht.

Als ich dann endlich die anderen Farben wieder gefunden habe, war es schon so spät, dass ich beim Fliegen viel verkleckst habe. Schauli ist schwarz, Rehgenbogen ist rot und Flatterflott ist grün.

„Und warum hast du so eine wunderschöne, strahlende, weiße Weste an?“, fragt Plappermaul.

„Wegda hat sie mir geborgt. Er meint, es ist immer gut, wenn man eine weiße Weste hat.“ Jetzt wollen wir alle mal die weiße Weste probieren. Jeder darf sie einmal anziehen.

Zuerst der Stärkebär, denn der ist der stärkste bei uns im Quarkland. Dann Fauli und auch das schwarze Schaf Schauli. Als nächstes die Brieftaube Flatterflott, dann die große und die kleine Möwe, natürlich auch Schlaufux, das Geldschwein und der Frosch Plappermaul. Ich frage auch noch den Magnich: „Möchtest Du nicht auch einmal eine weiße Weste haben?“ „Nein!“, antwortet er nur. Naja, da kann man auch nichts machen. Rehgenbogen, das heldenhafte, mutige Reh, das vor keiner Gefahr zurück schreckt verzichtet lieber. Aber auch der Schokokuh und dem Eichhörnchen steht die weiße Weste hervorragend. Ehrlich gesagt finde ich, am aller besten steht sie mir selbst.

Ein kunterbuntes Quarkland

So, jetzt wird es aber Zeit, dass wieder die normalen Farben in unser Quarkland kommen. „Helft ihr alle mit, Farbe ins Quarkland zu bringen?“, fragt Plappermaul. „Ja, gerne!“ rufen wir. Nur der Magnich sagt: „Nein!“. „Willst du nicht mit uns gemeinsam das Quarkland kunterbunt machen?“, fragt Plappermaul. „Nein!“, sagt der Magnich. „Willst du etwa, dass es immer so blau bleibt, wie es jetzt ist?“, fragt Schlaufux. „Nein!“, sagt der Magnich.

Und so trottet er gemeinsam mit uns anderen zu dem Kunterbunt.

Jeder von uns bekommt einen Farbtopf und gemeinsam beginnen wir, das Quarkland und uns selbst wieder so schön einzufärben, wie wir uns das immer wünschen.

Wir freuen uns alle, wie bunt unsere Welt ist und auch die weiße Weste hat schon ein paar kunterbunte Farbspritzer abbekommen.

Die Geschichte von den Motzbären …
… oder die Sache mit der Wut

Eigentlich müsste sie jeder kennen. Viele wollen sie aber gar nicht kennen. Denn immer wenn sie auftauchen gibt es Ärger.

Ihr fragt euch was das für Wesen sind? Oh, ihr habt sie bestimmt auch schon kennen gelernt, da bin ich mir sicher.

Diese kleinen Wesen springen einfach auf einen drauf und dann passiert es: man wird wütend, zornig, man schreit und trampelt, mansche fangen sogar an andere zu schlagen oder schmeißen Sachen durch die Gegend.

Könnt ihr euch das vorstellen? Das ist doch echt nicht nett, wenn man sich so verhält, oder? Aber ich weiß jetzt warum das manche Kinder machen und ganz ehrlich sage ich euch, mir ist es auch schon passiert!

Doch dann habe ich sie entdeckt diese kleinen Wesen, habe sie gesehen und weiß nun dass sie da sind.

Sie sind ganz klein, so klein dass sie sich ganz gut in deiner Nase oder in deinem Ohr verstecken können. Sie sind braun und haben ein ganz struppiges Fell. Sie haben kleine Ärmchen und Beinchen mit knubbeligen Tatzen dran. Ganz kleine Öhrchen haben sie, eine kleine dunkelbraune Nase und große, schwarze Augen. Sie könnten richtig süß ausschauen wenn da nicht dieser grummelige Mund wäre – daran sieht man, dass sie immer schlechte Laune haben!

Na, wisst ihr schon was das für Wesen sind? – Es sind die Motzbären! Diese kleinen Motzbären machen uns das Leben manchmal sehr schwer. Immer wenn wir wütend werden und uns gar nicht nett verhalten sind sie da. Wie, das habt ihr noch nicht gemerkt? Dann erzähle ich euch die Geschichte von Luca und seiner Mama, denn die hatten mal wieder Probleme mit diesen kleinen Motzbären:

Luca ist nun schon fast drei Jahre alt. Er hat ein schönes Zimmer in dem er immer ganz toll spielt, er hat ganz liebe Freunde und er hat seine Mama und seinen Papa ganz doll lieb. Es geht ihm richtig gut, er ist glücklich und lacht ganz oft.

Manchmal aber bekommt Luca einen richtigen Streit mit Mama und Papa. Das finden dann alle gar nicht schön und das fühlt sich auch nicht gut an.

Es passiert aber immer wieder. Ab und zu passiert es wenn Luca seinen Willen nicht bekommt. Zum Beispiel letzte Woche, da wollte er unbedingt vor dem Essen Gummibärchen haben. Aber seine Mama hat „Nein“ gesagt, weil es ja bald Mittagessen gab. Und Gummibärchen vor dem Essen finden Erwachsene nun mal nicht gut. Aber dann war auf einmal was los. Der Luca war plötzlich wie ausgewechselt. Er war so sauer dass er keine Gummibärchen vor dem Mittagessen bekommen hat, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Er fing an zu weinen, zu schreien und hat sich auf den Boden geschmissen. Dann ist er zu seiner Mama gelaufen und hat sie geschlagen.

Hui, ist das nicht gemein!

Luca hat sich danach umgedreht und ist in sein Zimmer gelaufen. Rums – da hat er die Türe hinter sich zugeschlagen. Er war immer noch so wütend und hat angefangen sein Spielzeug durch die Gegend zu schmeißen. Und das alles nur wegen den blöden Gummibärchen die er nicht bekommen hat.

Oh je, seid ihr auch schon mal wie der Luca so richtig wütend und sauer gewesen. Was meint ihr denn was die Mama vom Luca jetzt gemacht hat? Vielleicht ist sie auch wütend geworden weil der Luca sie geschlagen hat? Was meint ihr, werdet ihr wütend wenn euch jemand schlägt?

Aber die Mama von Luca ist nicht wütend geworden, sie kennt das nämlich inzwischen schon. Vor ein paar Wochen hat sie die Motzbären entdeckt und bestimmt sind jetzt schon wieder welche auf Luca drauf gesprungen. Sie macht die Türe von Lucas Zimmer auf. Luca sitzt auf dem Boden und weint, dreht sich weg als er seine Mama sieht. Er ist immer noch sauer wegen den Gummibärchen aber auch ein bisschen auf sich selbst weil er so wütend geworden ist. Seine Mama geht zu ihm hin, setzt sich zu ihm auf dem Boden und nimmt ihn auf den Schoß „Na Luca, wieder Motzbärenalarm?“ Luca schaut seine Mama an, die Augen sind noch ganz nass weil er so sehr geweint hat. Dann geht er mit der Hand zu seinem Ohr und zieht einen kleinen Motzbär heraus. Mama schaut sich den Motzbär an „Oh, der ist aber dick. Gut das der nun draußen ist, dann wirst du auch nicht mehr so wütend. Soll ich mal in der Nase schauen ob da noch einer ist?“ Ganz genau schaut sie Lucas Nase nach aber da ist momentan kein Motzbär drin, was für ein Glück. Nun müssen Mama und Luca den kleinen, dicken Motzbären aber noch wegwerfen sonst gibt es gleich den nächsten Ärger. Mama macht die Haustüre auf und Luca schmeißt ihn ganz weit weg. Mama macht die Türe wieder zu und Luca drückt seine Mama ganz fest. Gut dass sie immer weiß wo diese blöden Motzbären sind, denn eigentlich will er ja gar keinen Streit mit Mama. Wenn er groß ist wird er ganz schnell selber merken wann ihm ein Motzbär auf die Nase springt. Dann kann er ihr nehmen und wegschmeißen und muss nicht mehr so furchtbar wütend werden.

Und ihr kennt sie jetzt auch, die kleinen Motzbären, und wenn ihr das nächste Mal so richtig wütend und sauer seid, schaut doch mal in eure Nase oder in die Ohren. Ich bin sicher dann ist auch auf euch ein kleiner Motzbär gesprungen.

Die Schmusegeschichte

Vor langer, langer Zeit – niemand kann sich mehr so genau erinnern wann das war – waren die Menschen glücklicher als sie es heute sind. Sie hatten etwas, was sie fröhlich machte, wodurch ihnen warm ums Herz wurde und sie die Liebe zu den anderen Menschen verspürten. Sie nannten es „Schmuser“. Sie waren in kleinen Säckchen, durch die jeder dieses warme Gefühl bekam. Babys bekamen zu ihrer Geburt einen ganzen Vorrat davon geschenkt. Die Menschen schenkten sich oft gegenseitig viele Schmuser am Tag.

Lange sollte aber dieses Glück nicht anhalten: Es gab eine Hexe, die selber nichts von diesem Glück hatte. Sie war verärgert, dass es den anderen Menschen besser ging als ihr selber. Sie ging in das Dorf der Menschen und erzählte jedem: „Es gibt nicht mehr viele Schmuser. Überlegt gut, wem ihr einen gebt. Seid sparsam damit, sonst sind sie zu schnell aufgebraucht.“

Die Menschen glaubten ihr. Keiner gab mehr einem Fremden einen Schmuser. Die Eltern und ihre Kinder gaben sich nur noch ganz selten einen Schmuser. Und was passierte? Niemand fühlte sich mehr glücklich. Alle Leute wurden krank. Sehr krank. Das nun wollte die Hexe auch nicht. So erfand sie die kleinen „Fröstler“, die genauso aussahen wie die kleinen Schmuser. Wieder ging sie ins Dorf und verteilte dort ihre Fröstler. Gierig nahmen die Menschen diese in großen Mengen ab. Doch was war das? Wo war die Wärme und das Glück? Die Fröstler waren kalt und hart.

Nun beschenkten sich die Menschen mit den Fröstlern. Sie wurden nicht mehr krank, doch fehlte es ihnen weiterhin an Glück, Wärme und Liebe. Die richtigen Schmuser wurden jetzt noch seltener verschenkt. Jeder bewachte seine Schmusern, gab aber gerne einen Fröstler ab. Keiner merkte, dass die Fröstler süchtig machten: Sie mussten immer mehr und immer mehr davon haben. Und so wie die Fröstler waren, wurden auch die Menschen: Sie waren kalt zueinander, geizig und lieblos. Die Hexe war zufrieden.

Eines Tages kam eine junge Frau ins Dorf. Sie war freundlich und sah aus wie eine Fee. Sie sah, wie die Menschen miteinander umgingen. Das machte sie ganz traurig. Sie rief die Kinder zu sich und verteilte großzügig ihre eigenen Schmuser. Fast hatten die Kinder vergessen, wie gut die taten; ihnen wurde wohlig warm und ein Strahlen ging über ihr Gesicht. Die Kinder erkannten, dass es wichtig und auch richtig war, wieder die Schmuser so zu verteilen, wie es früher einmal war. Aber die Erwachsenen schimpften mit ihnen, sie sollten sparsamer damit sein. Einige Kinder wurden es auch, doch andere beschenkten sich weiterhin mit den Schmusern. Sie wollten nie wieder an die kalte, herzlose Zeit denken. Sie wollten mit Glück, Zufriedenheit und Wärme leben.

Wer weiß, vielleicht verstehen eines Tages auch die Erwachsenen, dass eigentlich genug Schmuser für alle da sind. Vielleicht tauschen auch sie bald wieder ihre Schmuser aus, statt sie für sich zu behalten

Schneeflocke Lilli

Ich möchte Heute von einer ganz besonderen Schneeflocke erzählen. Ihr Name ist Lilli und sie ist etwas ganz Besonderes.

Vor einigen Monaten flog sie noch mit vielen anderen Schneeflocken, eingebettet auf einer großen Wolke, über viele Länder. Doch mit der Zeit wurde die Wolke immer schwerer, so dass alle Schneeflocken durchgeschüttelt wurden und eine nach der anderen plumpste – zack – zack – aus der Wolke heraus und flog Richtung Erde. Lilli genoss diesen Flug sehr und schon bald sah sie einen Garten mit vielen Kindern, die umhertollten. Ganz sanft landete Lilli unter einem großen Baum und beobachtete die vielen Kinder.

„Es schneit! Es schneit!“ riefen die Kinder, aber leider verschwanden die meisten von ihnen etwas später wieder im Haus. Nur 2 Kinder blieben, um einen Schneemann zu bauen.

„Nehmt mich auch dazu!“, rief Lilli, aber die Beiden hörten die Schneeflocke nicht. Als sie bereits zwei große Kugeln für die Figur gerollt hatten, kamen sie doch noch zu Lilli. Die Schneeflocke hatte Glück, denn sie thronte genau am höchsten Punkt des Schneemannes. Stolz und erschöpft seufzte sie. “Hmm! War das schön!“ Alle Kinder bewunderten den tollen Schneemann, nur ein Junge hatte schlechte Laune und gab dem Schneemann einen Tritt. – plumps – und schon fielen die Kugeln auseinander und es war nur noch ein Haufen Schnee übrig.

„Das ist nicht nett!“ rief Lilli, doch der Junge hörte die Schneeflocke nicht. An diesem Tag konnte Lilli noch viel beobachten. Hunde rannten am Gartenzaun vorbei, einige Kinder spielten in der Nähe, viele Leute spazierten vorbei.

Am nächsten Morgen waren die Schneewolken verschwunden und die Sonne strahlte vom Himmel. Lilli schwitzte sehr. Der ganze Schnee schmolz und alles wurde zu Wasser. Lilli schwamm in einer Pfütze und man musste genau hinsehen, damit man sie noch erkennen konnte. Langsam versickerte das Wasser in der Erde und rund um Lilli wurde es dunkel.

Sie begann zu weinen. „Hilfe, helft mir doch!“ Da antwortete ihr jemand: „Du warst doch einmal eine große, schöne Schneeflocke und durch die Sonne wirst du zu Wasser! Das Wasser brauche ich, damit ich wachsen kann!“ „Aber wer bist du denn?“ wollte Lilli wissen. „Ich bin ein Schneeglöckchen und ich möchte, dass du mir hilfst, damit ich schön und groß werde!“ Da stimmte Lilli zu und meinte: „Nun gut, ich werde dir helfen!“ und schon befand sich Lilli in einer Wurzel.

Eines Tages begann sich die Wurzel zu strecken und Lilli wanderte jetzt langsam die Blüte hinauf. Sie wunderte sich, als sie wieder die vielen Kinder sah.

Schon bald stand in der Wiese ein wunderschönes Schneeglöckchen. Die Kinder erkannten die Schneeflocke nicht, mit der sie den Schneemann gebaut hatten, doch Lilli war sehr stolz auf sich, jemandem helfen zu können und nun für immer in diesem Garten bleiben zu dürfen.

Und Lilli macht auch heute noch viele Schneeglöckchen glücklich!

Luzia das Sternenkind

Eine kleine Gutenachtgeschichte, am Schönsten in Verbindung mit einem kleinen, selbst gebastelten Sternenkind

Sternenkinder wohnen hoch droben im Himmel, auf einem großen Stern. Sie nennen ihn Mutterstern. Erst am Abend, wenn es dunkel wird, werden die Sternenkinder munter. Sie flitzen und rennen und toben durch den Nachthimmel. Es ist ein herrliches Gefühl, die klare, kühle Nachtluft zu spüren, müde werden sie erst am Morgen.

Einmal im Jahr herrscht große Aufregung. Es wird geputzt und poliert, jedes Sternenkind will besonders hell leuchten. Auch Luzia gibt sich große Mühe. Aber warum die große Aufregung? Die Sternenkinder dürfen auf die Erde, um den Menschen etwas Gutes zu tun. Erst mit 3 Jahren darf ein Sternenkind auf die Erde und Luzia ist 3 Jahre alt geworden. Sie ist sehr aufgeregt und neugierig auf die Menschen. Die Sternenmutter prüft noch einmal ob sie auch alle hell leuchten. Das große Himmelstor öffnet sich und alle Sternenkinder purzeln daraus hervor und schweben auf die Erde. Luzia fliegt mitten im Sternenregen und landet sanft auf einer Tannenbaumspitze. Dort will sie nicht bleiben. Was hat die Sternenmutter gesagt? Tut den Menschen etwas Gutes. Bringt ihnen Licht, wo es dunkel ist, bringt ihnen Wärme, wo es kalt ist und bringt ihnen Freude, wo es Traurigkeit gibt. Luzia fliegt in die nahe gelegene Stadt, dort wird sie sicher Menschen finden. Sie schaut durch ein Fenster in ein Haus hinein. Im Zimmer liegt ein Kind in seinem Bettchen und weint. Oh, da muss Luzia helfen, hier wird sie gebraucht! Sie schlüpft in das Zimmer und setzt sich auf den Schrank neben das Bett.

„Was macht Dich denn so traurig?“ fragt Luzia. Das Menschenkind ist ganz erstaunt über den kleinen Stern. „Ich habe Angst vor der Dunkelheit“ sagt es. „Ich bringe Dir mein schönstes Sternenleuchten und vertreibe damit Deine Angst“ sagt Luzia. Das Menschenkind lächelt und schläft ganz schnell ein. Tina ist stolz auf sich, hat sie doch etwas Gutes getan. Wie wird sich die Sternenmutter freuen.

So kann es sein, das man ab und zu bei uns auf der Erde kleine Sternenkinder sehen kann.

Wer großes Glück hat, der findet eines bei sich zu Hause. Manchmal, aber nur ganz selten darf ein Menschenkind ein kleines Sternenkind behalten. Vielleicht bist du so ein Glückskind?

Tommys Reise um die Welt

Tommy ist ein kleiner Junge, der mit seinen Eltern in Wien, in Österreich lebt. Tommy teilt das Kinderzimmer mit Lisa, seiner kleineren Schwester. Doch nicht immer klappt es zwischen ihnen so wie Tommy es gerne hätte. Immer wieder kommt es zu Streitereien: „Gib mir sofort mein Buch zurück“, “ Lass mich in Ruhe. Zerstöre meine Eisenbahn nicht“. Das hört Tommys Mama während eines Tages oft.

Auch an dem Tag, an dem sich alles geändert hat. Tommy kommt aus dem Kindergarten nach Hause und setzt sich an den Tisch, da es Mittagsessen gibt. Leckeren Kaiserschmarren mit Zwetschkenkompott, den Tommy über alles liebt. Doch was macht Lisa? Sie schubst Tommys Teller vom Tisch und der Kaiserschmarren liegt nicht mehr am Teller sondern am Boden und der kaputte Teller daneben.

„Kannst du denn nicht aufpassen, Tommy?“ “ Musst du immer mit dem Essen spielen? Gehe sofort in dein Zimmer und denke darüber nach, wie du dich zu benehmen hast!“ Tommy sagt: „Das war Lisa, sie hat den Teller absichtlich auf den Boden geworfen!“ „Schiebe die Schuld nicht immer auf Lisa! Lisa ist ein kleines Mädchen, sie weiß noch nicht was sie tut!“

Tommy läuft weinend ins Kinderzimmer. Dort stellt er sich vor das Fenster und beobachtet den Himmel. Was sieht er da? Ein großes Flugzeug. Da denkt sich Tommy: ‚Ich lasse mir das nicht mehr gefallen, immer bin ich schuld. Ich will von hier weg!‘ Als es dunkel wurde und Tommys Eltern im Wohnzimmer Fern schauten, packte Tommy seinen kleinen Reisekoffer und schlich sich aus dem Haus, ohne dass ihn seine Eltern hörten. Doch wohin sollte er denn nun gehen? Es war sehr dunkel und Tommy bekam Angst. Da sah er an einer Tankstelle einen LKW stehen, doch er konnte nicht lesen was auf dem LKW stand, er wusste nur dass ein Flugzeug auf dem riesigen Auto gemalt war. Da dachte sich Tommy: ‚Ich verstecke mich mal in einem Paket, mal sehen wohin die Reise gehen sollte.‘ Tommy riss eines der Pakete auf, machte es sich dort bequem und schlief ein. Doch plötzlich weckte ihn ein heftiges Rütteln und Schütteln und Stimmen hörte er auch – und ein Dröhnen! Was mag es denn wohl sein?
Durch den Schlitz konnte er Männer sehen, die andere Pakete in so einen riesigen Raum warfen. Was ist das? Doch dann war es wieder ruhiger und man hörte nur noch so ein lautes Geräusch. War Tommy in einem Flugzeug?

Weil er aber viel zu wenig geschlafen hatte, schlief er wieder ein. Dann weckte ihn wieder ein Schupsen und Schütteln, wieder so komische Männer, nur diese Männer waren nicht so wie Tommy, die hatten eine andere Hautfarbe, fast schon schwarz. Als es dann ruhiger wurde, öffnete er das Paket und hüpfte heraus. Puh, war es da aber heiß! ‚Hmmmm, wo bin ich denn?‘ denkt Tommy.

Nichts war da, außer Palmen, Steine, Flugzeuge und die heiße Sonne! Tommy schaut sich um, weit und breit ist gar nichts! Doch da sieht er so komisch gestreifte Autos, weiße – schwarze. ‚Lustig, schauen aus wie Zebras.‘
Dann geht er ein Stückchen weiter und was sieht er da? Er traut seinen Augen nicht! Elefanten, Zebras, Giraffen. ‚Bin ich den im Zoo? Das ist aber nicht der Zoo, in Wien, der schaut ganz anders aus, der hier ist viiiiiieeeel größer‘, denkt Tommy. ‚Hier gefällt es mir aber gar nicht. Ich muss weg von hier!‘ Doch plötzlich kommt ein Mann auf ihn zu, ein schwarzer. Der Mann sagt zum Tommy etwas, doch Tommy versteht ihn nicht, denn er spricht ein bisschen komisch. Weil Tommy Angst hat, läuft er schnell wieder zu den Packet und versteckt sich in einem und schläft ein.

In der Zwischenzeit ist es in Wien Früh geworden und Tommys Mama will Tommy aufwecken, da er in den Kindergarten gehen muss, doch das Bett ist leer. „Tommy, wo bist du? Versteck dich nicht! Du kommst zu spät in den Kindergarten! TOOOOOMMMMYYYYY!“ Doch keine Reaktion. Tommys Mutti macht sich auf die Suche. Sie sucht im Garten, überall, doch Tommy ist nirgendwo zu finden.

Wieder so ein Rütteln: ‚Nicht einmal schlafen lassen sie mich‘, denkt Tommy! Aber irgendwie ist ihm kalt, sehr kalt, er hat nur eine kurze Hose an und ein T-Shirt, mehr nicht. Tommy steigt aus dem Paket raus und bekommt Gänsehaut am ganzen Körper. Überall ist Schnee! ‚Ist denn schon Winter?‘ fragt sich Tommy. *brr* Ja was ist denn da? Pinguine! Ganz viele Pinguine, auch ein Pinguinbaby sind zu sehen! ‚Pinguine leben doch nur am Südpol!‘ wundert sich Tommy, ‚Bin ich denn am Südpol? Hm – komisch!‘

Aber langsam bekommt Tommy Heimweh. ‚Ich will zu Mama und Papa!‘ Tommy beginnt zu weinen.
‚Aber wenn ich mich wieder in mein Paket setzte, vielleicht komme ich dann wieder zurück zur Mami und Papi.‘
Tommys Eltern haben auch schon die Polizei alarmiert, die Tommy finden sollte. „Ich hätte nicht so mit Tommy schimpfen sollen“ sagt Tommys Mama. Es ist wieder Abend geworden.

Als Tommy wieder aufwacht, hofft er, dass er wieder zu Hause in Wien ist – doch so ist es nicht! Das Flugzeug ist nach Asien geflogen. „Schink sch schong…:“ He? Was sagt der Mann da und was sind das für Zeichen auf den Häusern? Lauter Krixi Kraxi. Solche Häuser sind nicht bei uns Wien, auch diese Menschen nicht, die haben ja aber lustige Augen, so lange. Und so lustige lange Kleider tragen die Frauen. So lustige Hüte, den habe ich auch zu Hause, für Karneval! Die Mami hat mir mal gesagt wie das Land heißt, aber ich habe es schon vergessen. Es ist aber nicht Wien!‘

Tommys Eltern machen sich sehr große Sorgen, hoffentlich ist Tommy nichts passiert und hoffentlich kommt er wieder nach Hause! „Wieder ist ein Tag um und Tommy ist nicht da! Wo kann er denn bloß nur sein?“ fragen sich Tommys Eltern. Wenn sie wüssten wo Tommy ist …

Heute ist er in Amerika angekommen. ‚Wow, das sind aber hohe Häuser und aus Glas!‘ Und gelbe Taxis, die hat er auch nur im Fernseher gesehen. ‚Wo bin ich denn jetzt? Nicht in Wien!‘ Tommy fängt an zu weinen. Eine Frau kommt zu ihm und fragt ihn in einer anderen Sprache, die Tommy nicht versteht: „Where are your parents, little Boy“ Doch Tommy versteht die Frau nicht. Die Frau schnappt ihn bei der Hand und geht mit ihm in dieses riesige Gebäude. ‚Vielleicht bringt sie mich zurück zu Mama und Papa‘, überlegt Tommy. Doch so ist es nicht! Die Frau bringt ihn zur Polizei.

Dort bekommt Tommy was zu Essen und Trinken und alle sind so lieb zu ihm, lachen ihn an sagen im irgendwas, was Tommy gar nicht versteht. Doch da kommt ein Polizist und gibt Tommy einen Telefonhörer in die Hand. „Tommy? Bist du es?“ „MAmiiiiiiiii?!?!?!?“ „Ja Schatz, ich bin’s deine Mama, wieso bist du denn weggerannt von zu Hause?“ “ Weil du böse zu mir warst und ich immer schuld bin und Lisa nie!“ „Oh mein Junge, der Mann bringt dich zum Flughafen und du fliegst wieder zu uns nach Hause, ja?“

Und ein paar Stunden später sitzt Tommy im Flugzeug und fliegt zurück nach Wien. Er ist mit einem Polizeiwagen gefahren, darauf ist er besonders stolz, denn er will ein Polizist werden!

Nach so einer anstrengenden Reise schläft Tommy wieder ein. Wenige Stunden später wird er von einer Flugbegleiterin geweckt und zu seinen Eltern gebracht, die schon sehnsüchtig in der großen Halle auf ihn warten! „Mama, Papa, Lisa!“ schreit Tommy! Nach ganz vielen Umarmungen fahren sie glücklich nach Hause. Dort erzählt er von seiner langen Reise.

Doch er musste feststellen, trotz der vielen Streitereien mit seiner Schwester ist es bei Mama, Papa und Lisa am Schönsten! Und er würde nie wieder von zu Hause weglaufen!

Ein Traum?

Es war wieder einmal einer dieser verregneten, langweiligen Tage, an denen man nichts anstellen konnte. Draußen war es furchtbar nass und kalt und im TV lief auch nichts spannendes. Computer durfte ich auch nicht spielen, weil ich nicht brav war und so schlich ich mich in den Keller und durchstöberte alle Regale – eigentlich darf ich das ja nicht – und fand eine alte kleine Holzkiste.

Ich versuchte sie zu öffnen, aber nichts rührte sich: “Aha, ein Schloss. Wo ist denn wohl der Schlüssel dazu?“, murmelte ich leise vor mir her. Nach langem Suchen fand ich ein Glas mit vielen Nägeln, Schrauben und Schlüsseln. Ich leerte das Glas aus und fand 5 Schlüssel darin. Einen nach dem anderen probierte ich aus, bis endlich der 4. passte. Ganz vorsichtig öffnete ich die Kiste und fand darinnen nur alte Hefte und Bücher. “Sowas blödes!“

Doch dann fesselte mich ein Buch ganz besonders. Ich legte es auf den Boden, blies den Staub ab und schlug die Mitte des Buches auf. „Poa’’, sagte ich. Ich sah ein herrliches Bild von einem Strand, das mich wirklich fesselte. Man sah zwei Palmen, die so zusammen gewachsen waren, dass sie ein Tor bildeten. Wenn man durch die zwei Palmen sah, konnte man einen großen, dicken Piraten erkennen, er hatte eine Augenklappe, eine Piratenkappe und ein Piratengewand an.

Als ich das Foto berührte, zog es mich simsalabim in das Foto hinein. Ich wachte erst am Strand wieder auf.
Als ich aufstand, sah ich ein Piratenschiff auf mich zukommen. Ein großer, gruseliger, dicker Pirat stieg aus dem Schiff. Er hatte nur ein Auge und ein Holzbein. Um den dicken Bauch hatte er einen goldenen Gürtel, in dem ein riesengroßes Schwert steckte. .
„Was willst du hier? Wie kommst du überhaupt auf meine Insel?“, fragte der dicke Pirat mit tiefer brummiger Stimme. „Ähm, Entschuldigung“, stotterte ich leicht verdattert, “ich weiß es nicht!“ „Grrrr, was machen wir jetzt mit dir? Ich muss nachdenken.“ Grrrrrrrrr, murmelte er ganz mürrisch.

„Hier lassen kann ich dich auf keinen Fall. Willst du mit auf mein Schiff?“, fragte der Pirat. „Ui, ja, das wäre toll. “, rief ich ganz begeistert. Ich bekam eine Augenklappe und eine Piratenkappe. Dann ging die Reise los!

Wir segelten über das ganze Meer. Dann trafen wir auf eine unbekannte Insel, auf der Palmen und kleine Wesen zu sehen waren. Der dicke Pirat sprach: „ Liebe Wesen lasst uns ein, und eure Freunde sein!“ Diese kleinen Wesen waren Feen.
Die Feen streuten Glitzerstaub auf unser Schiff und kaum war das ganze Schiff voll damit, begann es zu wackeln und erhob sich in die Lüfte. “Wir fliegen. Unser Schiff kann fliegen!“, rief der Pirat. Zuerst glaubten wir das nicht, doch dann geschah es wirklich. Wir flogen über das Meer, sahen Delphine und Wale, bis wir plötzlich umkehrten und zur Insel zurückflogen. Doch wir landeten nicht im Wasser, sondern auf der anderen Seite der Insel, direkt neben einem kleinen Haus.

Dort sprach eine Fee zu mir: „Hallo, kleiner Mann, ich möchte dir diesen Glitzerstab als Andenken an unsere Insel schenken.“ „Danke“, sagte ich voll Freude. Dann sagte der dicke Pirat. „Grrr, es ist Zeit nach Hause zu fahren!’’
Ich wollte aber noch nicht nach Hause fahren, aber es half nichts. Wir machten uns wieder auf den Heimweg. Doch von alldem merkte ich nichts mehr, denn plötzlich war ich hundemüde und schlief ein.

Am nächsten Morgen erwachte ich in meinem Bett. Ganz verdutzt schaute ich mich um. “Hab ich das alles nur geträumt?“ ,fragte ich mich. Doch dann entdeckte ich neben mir den Glitzerstab und wusste, dass ich nicht geträumt hatte.

Zauberwald

Zwischen Wiesen und Feldern stand einmal ein kleines Dorf namens Walddorf. Eigentlich hatte das Dorf keinen direkten Wald. Der Zauberwald, wie ihn die Leute nannten, stand etwas weiter vom Dorf entfernt, so etwa fünf Fußminuten.

In dem Wald gab es wirklich Zauberer und sogar einige Hexen! Deshalb gingen die Menschen vom Walddorf nicht sehr oft in den Wald, obwohl es sehr schön dort war. Es gab viele große Bäume, Pflanzen, Beeren, Pilze und Tiere dort. Aber die Hexen und Zauberer waren nicht immer gut zu den Walddörflern, wenn sie welche im Wald trafen. Sie machten den Leuten Angst, indem sie diese verzauberten.

Ein Zauberer war ganz schlimm! Er hieß Zuze-Witsch und wollte keine Walddorfleute in seinem Wald haben. Nicht mal um Holz fürs Feuer zu holen. Zuze-Witsch rief alle Hexen und Zauberer zum großen Zauberplatz bei der alten Eiche und meinte, dass jeder, der in den Wald kommt, auch drin bleiben soll. Ein jeder soll als Baum verwandelt für immer hier bleiben müssen. Viele, aber nicht alle, waren damit einverstanden.

Der kluge Zauberer Hokupokus, die lustigen Hexen Plitsch-Platsch-Plum und Annabella Honigkuchen und einige andere fanden die Idee nicht so toll. Denn wenn eine Mama in den Wald kommt um Pilze zu sammeln und als Baum da bleiben muss, was machen denn dann die Kinder? Nein! Das darf nicht sein!

Dann kam der große Tag! Alle Hexen und Zauberer trafen sich bei der Eiche und Zuze-Witsch sprach den Zauberspruch:

Abrakadabra zuze witsch
Alles soll nun gehen wie der Blitz, jeder, der kommt in den Wald hinein, soll abrakadabra als Baum verzaubert sein!

Es tat einen lauten Knall und schwarzer Rauch verteilte sich überall. Viele klatschten und freuten sich, aber sie wussten nicht, dass Hokuspokus mit den anderen einen stärkeren Zauberspruch schnell hinterher sprachen:

Abrakadabra Hokuspokus
nichts soll sein wie bei Zuze-Witsch, jeder der kommt in den Wald hinein, soll als …(Märchenfigur) verzaubert sein.

Alle versteckten sich am Waldrand um zu sehen was passiert. Sie mussten gar nicht lange warten, da kam Vater und Mutter Blum mit ihren vielen Kindern. Und was passierte, als diese den Wald betraten?

Stellt euch vor, sie wurden nicht zu Bäumen. Nein, da lief doch plötzlich Schneewittchen mit dem Prinzen und sieben kleinen Zwergen durch den Wald und sammelten Pilze. Und als sie den Wald verließen war es wieder Familie Blum.

Das Gesicht von Zuze-Witsch hättet ihr sehen sollen! Und die der anderen! Sie schauten sich erschrocken an und dann fingen alle zu lachen an! Zuze-Witsch aber rannte zornig davon!

Familie Blum rannte schnell ins Dorf und erzählte allen vom Zauberwald. Sogleich ging das ganze Dorf zum Wald. An der Spitze der Bürgermeister Stumpf. „Lasst erst mal mich und meine Frau vor, man weiß ja nie!“

Als sie im Wald standen waren sie doch erschrocken. Denn da standen Hänsel und Gretel! Sie hörten jedoch viel Gelächter und Zauberer Hokuspokus trat hervor und erklärte alles.

Auch die anderen Zauberer und Hexen kamen dazu und versprachen in Zukunft nichts böses mehr zu tun, wenn es so lustig bleiben könnte. Der Bürgermeister Hänsel lief zu seinen Leuten, erklärte alles und sie trafen sich mit den Zauberern und Hexen auf dem Zauberplatz bei der alten Eiche.

Das sah vielleicht lustig aus! Förster Bäumle hüpfte als Froschkönig herum und Fräulein Gscheid, die Lehrerin rannte als Prinzessin hinterher. Herr Pinsel der Maler lief als gestiefelter Kater (Farbtopf) rum. Herr und Frau Kuchen, die Bäckersleut gingen als Hase und Igel. Auf dem Platz feierten sie ein richtiges Zauberwaldfest. Mit Zauberpunsch, Hexenkuchen, Abrakadabrabrötchen und vielem mehr. Lehrer Schlau, als Räuber Hotzenplotz tanzte mit Familie Müller, als Bremer Stadtmusikanten. Metzger Wurst, als Rumpelstilzchen mit Friseuse Schnippschnapp, als Frau Holle und Hexe Honigkuchen.

Bis früh am Morgen ging das Fest! Dann wurden die Walddörfler bis zum Waldrand gebracht und mussten versprechen, bald wieder zu kommen. Familie Blum, Lehrer Schlau, Herr Pinsel und die anderen liefen nach Hause und schliefen sehr schnell ein. Was glaubt ihr wovon sie träumten? Seither ist Friede zwischen Walddorf und den Bewohnern vom Zauberwald und stellt euch vor, die Zauberer und Hexen haben sogar schon mal das Dorf besucht!

Der Traumgeist und das Kind

Eines Nachts stand ein schaurig heulender Traumgeist im Kinderzimmer: »Ich bin der schrecklichste
Traumgeist der Welt! Huahuaaa!«

»Es gibt keine Geister«, antwortete das Kind und gähnte. »Das hat mein Papa gesagt. «
»Oha! «, fistelte der Traumgeist mit grausiger Stimme. »Auch Väter irren sich manchmal. Sieh mich an! «
»Mein Papa nicht.« Das Kind öffnete nicht einmal die Augen.

Der Traumgeist wusste nicht, wie ihm geschah. So etwas war ihm noch nie passiert! Sollte er sich das etwa gefallen lassen? Schließlich war er der schrecklichste Traumgeist der Welt!

»Ich kann mich in einen kopflosen Ritter verwandeln!«, drohte er und begann sogleich, als Ritter ohne Kopf herumzuklirren.
»Ich war auch einmal ein Ritter. An Fasching. Hat Spaß gemacht«, murmelte das Kind und schlief weiter.
»Dann komme ich als böser Drache! «, fauchte der Geist. »Tausend Meter weit speie ich meine Feuerstöße aus! «
»Einen Drachen habe ich schon«, sagte das Kind. »Der fliegt ganz weit im Wind. Kannst du auch fliegen? «
»Oha, oha, oho!« Der Traumgeist begann sich zu ärgern. »Aber eine Gifthexe«, grummelte er, »hast du nicht, oder? «
»Hexen sammeln Krauter und helfen armen Menschen. «
»Nicht alle Hexen sind gut! «
»Mein Papa hat gesagt…«
»Dein Papa, dein Papa!« Der Traumgeist dachte erregt nach, wie er das Kind doch noch mit einem bösen Traum erschrecken konnte. »Wie wäre es mit einem Saurier? «, fragte er schließlich lahm.

»Auffressen wird er dich, mit Haut und Haaren! «
»Saurier fressen Blätter«, lachte das Kind. »Außerdem sind die längst ausgestorben. « Der Traumgeist war den Tränen nahe. »Hat das auch dein Papa gesagt? «

»Das haben wir schon im Kindergarten gelernt! « Das Kind setzte sich auf. »Soll ich dir eine Sauriergeschichte erzählen? «
»N-n-nein!« Der Traumgeist war sehr nervös geworden, rupfte an seinen Haaren, klapperte mit den Zähnen und trommelte auf seinem Bauch herum.
»Du solltest jetzt schlafen«, sagte da das Kind zu dem schrecklichsten Traumgeist der Welt. »Schlafen ist gesund, und morgen wird es dir bestimmt wieder besser gehen. «
»H-h-hat das auch dein Papa gesagt? «, stammelte der Traumgeist.
»Nein, meine Mutti«, antwortete das Kind, drehte sich um und schlief so tief ein, dass es durch nichts mehr aufzuwecken war.

Peterchens Modfahrt

„Sumsemann“ hieß der dicke Maikäfer, der im Frühling auf einer Kastanie im Garten von Peterchens Eltern hauste, nicht weit von der großen Wiese mit den vielen Sternblumen. Er war verheiratet gewesen; aber seine Frau war nun tot. Ein Huhn hatte sie gefressen, als sie auf dem Hofe einher krabbelte am Nachmittag, um einmal nachzusehen, was es da im Sonnenlicht zu schnabulieren gab. Für die Maikäfer ist es nämlich sehr gefährlich, am Tage spazieren zu gehen. Wie die Menschen des Nachts schlafen müssen, so schlafen die Maikäfer am Tage.

Aber die kleine Frau Sumsemann war sehr neugierig und so brummte sie auch am Tage herum. Gerade hatte sie sich auf ein Salatblatt gesetzt und dachte: ‚Willst mal probieren, wie das schmeckt!‘ … Pick! – da hatte das Huhn sie aufgefressen.
Es war ein großer Schmerz für Herrn Sumsemann, den Maikäfer.

Er weinte viele Blätter nass und ließ seine Beinchen schwarz lackieren. Die waren früher rot gewesen; aber es ist Sitte bei den Maikäfern, dass die Witwer schwarze Beine haben in der Trauerzeit. Und Herr Sumsemann hielt auf gute Sitte, denn er war der letzte Sohn einer sehr berühmten Familie.

Vor vielen hundert Jahren nämlich, als der Urahn der Familie Sumsemann sich gerade verheiratet hatte, geschah ein großes Unglück. Er war mit seiner kleinen Frau im Wald spazieren geflogen – an einem schönen Sonntagabend. Sie hatten viel gegessen und ruhten sich ein wenig auf einem Birkenzweiglein aus.

Da sie aber sehr mit sich selbst beschäftigt waren, denn sie waren jung verheiratet, merkten sie nicht, dass ein böser Mann durch den Wald herbeikam; ein Holzdieb, der am Sonntag stehlen wollte. Der schwang plötzlich seine Axt und hieb die Birke um. Und so schrecklich schlug er zu, dass er dem Urgroßvater Sumsemann ein Beinchen mit abschlug. Fürchterlich war es! Und sie fielen auf den Rücken und wurden ohnmächtig vor Angst. Nach einiger Zeit aber kamen sie zu sich von einem hellen Schein, der um sie leuchtete.

Da stand eine schöne Frau vor ihnen im Walde und sagte:
„Der böse Mann ist bestraft für seinen Waldfrevel am Sonntag. Ich bin die Fee der Nacht und habe es vom Monde aus gesehen. Zur Strafe ist er nun mit dem Holz, das er umgeschlagen hat, auf den höchsten Mondberg verbannt. Dort muss er bleiben bis in alle Ewigkeit, Bäume abhauen und Ruten schleppen.“ Aber der Urgroßvater Sumsemann schrie und sagte:
„Wo ist mein Beinchen, wo ist mein Beinchen, wo ist mein kleines sechstes Beinchen?“ Da erschrak die Fee.

„Ach“, sagte sie, „das tut mir sehr leid; es ist wohl an der Birke hängengeblieben und nun mit auf den Mond gekommen.“
„Oh, oh, mein Beinchen, mein kleines sechstes Beinchen!“ schrie der arme Urgrossvater Sumsemann, und seine kleine Frau weinte schrecklich. Sie wusste, dass nun alle ihre Kinder nur fünf Beinchen haben würden statt sechs, denn es vererbt sich. Und das war schlimm.
Als aber die Fee den grossen Jammer sah, hatte sie Mitleid mit dem Käfertierchen und sagte:
„Ein Mensch ist zwar sehr viel mehr als ein Maikäfer, und deshalb kann ich die Strafe für den bösen Mann nicht aufheben; aber ich will erlauben, dass gute Menschen, wenn ihr sie findet, euch das Beinchen wiedergewinnen können. Wenn ihr zwei Kinder findet, die niemals ein Tierchen quälten, dann dürft ihr auf den Mond mit ihnen und das Beinchen wiederholen.“

Da waren die beiden etwas getröstet und flogen heim und trockneten ihre Tränen.
Diese Geschichte hatte sich bald unter allen Käfern herumgesprochen;
alle Mücken, Grillen und Ameisen wussten es, sogar die Libellen und Schmetterlinge hatten davon gehört. Die Familie der Sumsemanns war berühmt geworden. Sie galt auf allen Wiesen und in allen Bäumen für ein sehr vornehmes Geschlecht. Aber die Sumsemänner und Frauen hatten viel Leid von ihrem Ruhm, denn immer wieder wurden sie totgeschlagen, wenn sie nachts in die Stuben kamen, um die Kinder zu bitten; oft von rohen und unverständigen Dienstmädchen, oft auch von den Kindern selbst. Dies war der grosse Fluch, der auf der Familie lastete. Und so kam es, dass zuletzt nur noch ein Sumsemann übrig war auf der Welt, der Witwer, dessen Frau von dem Huhn gefressen wurde, weil sie so neugierig am Tag herumflog, statt zu schlafen.
Er war ein sehr vorsichtiger Mann, hielt sich immer ein wenig abseits von den anderen Maikäfern, und besonders, seit seine Frau tot war, liebte er die Einsamkeit.

Da sass er in der Dämmerung, wenn er sich satt gegessen hatte, auf irgendeinem Zweiglein, geigte sehnsüchtige Liederchen an den Mond und die grosse Ballade vom sechsten Beinchen, das noch immer dort oben war. Manchmal spielte er sich auch ein lustiges Liedchen. Dazu tanzte er dann auf den grossen Kastanienblättern herum. Das sah sehr komisch aus. Die anderen Maikäfer veranstalteten allabendlich ein grosses Brummbass- und Paukenkonzert unter dem Baum.
Herr Sumsemann aber sagte regelmässig ab, wenn sie ihn dazu einluden, und das ärgerte sie sehr.

„Er ist hochnäsig“, sagten sie, „seit er nicht mehr den Brummbass, sondern die Geige spielt.“
Aber es war nur Neid von ihnen. Sie hatten nämlich alle nur ihre Pauken und dicken Brummbässe; er aber hatte eine kleine silberne Geige, die funkelte wie das Mondlicht und hatte einen Ton, so fein wie die winzigen, singenden Mücken, die in der Sonne tanzen. Diese Geige war ein altes Familienerbstück. Einst hatte ein Herr Sumsemann der Grille Zirpedirp, die auf der Sternblumenwiese wohnte, das Leben gerettet, als sie zu hoch auf einen Baum gestiegen war und einen Schwindelanfall bekam. Zum Dank für diese mutige Tat hatte die Grille ihrem Lebensretter die silberne Geige geschenkt. Die erbte seither im Geschlechte der Sumsemanns immer der älteste Sohn, und sie wurde hoch in Ehren gehalten.

So war nun der letzte Sumsemann auch der letzte Erbe. All dies machte ihn sehr stolz. Man kann es begreifen. Er führte ein bequemes Leben, war dick und vorsichtig und dachte immer daran, dass er sich nicht in Gefahr bringen dürfe. Nur manchmal, wenn der Abend gar so schön war, packte es ihn, und er wurde mutig. Dann trank er ein Vergissmeinnichtschnäpschen nach dem anderen zur Erinnerung an seine Frau – obwohl sie damit ganz gewiss nicht einverstanden gewesen wäre –, und in sehr angeregter Stimmung summte er in Zickzacklinien durch die Gärten. Er störte die Mücken bei ihrem Abendtanz und die Leuchtkäfer beim Versteckspielen.

Er rempelte die Apfelblüten an, dass die kleinen Marienkäfer- kinderchen herauspurzelten, die da eben einschlafen wollten. Er zerriss der schieläugigen Spinne die Fangnetze und rannte …
bums! … gegen alle Fenster, weil er nicht mehr genau unterscheiden konnte, ob ein Fenster offen oder geschlossen war. Es tat ihm aber nichts, denn er hatte einen sehr harten Schädel.
„Hoppla!“ sagte er meistens nur und flog weiter, von gewaltigem Tatendurst getrieben. ‚Ein Ritter bin ich‘, so dachte er, ‚und der letzte Sumsemann!‘